6 typische Fehler der Kapitalanleger

Fehler der Kapitalanleger
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6 typische Fehler der Kapitalanleger

Ob Profi, Fortgeschrittener oder Anfänger. Bei der Kapitalanlage machen wir alle Fehler. Häufig sind es charakterliche Schwächen, die nicht einmal im täglichen Leben zu bemerken sind. Viele Fehler resultieren jedoch aus mangelndem Finanzwissen und Fehleinschätzungen über das eigene Finanzwissen. Gefährlich und verlustreich wird es dann, wenn die objektive Selbsteinschätzung und Finanzwissen nur unzureichend vorhanden sind.

Nachfolgend zeige ich 6 typische Fehler der Kapitalanleger auf und versuche zu erklären, woher sie stammen und wie diese Fehler zu vermeiden sind.

Wichtig: Die Erläuterungen gelten nur für Anleger und Sparer, die eine langfristige Vermögensbildung betreiben. Nicht für Zocker, die nur kurzfristig hohe Risiken eingehen, um einen maximalen Gewinn erzielen zu wollen.

Selbstüberschätzung

Bekanntlich ist fundamentales Finanzwissen in der deutschen Bevölkerung nicht wirklich weit verbreitet. Der Großteil der privaten Anleger verfügt in der Regel über nicht mehr als ein Basiswissen. Und dennoch halten sich gerade die Anleger mit geringem Finanzwissen sehr häufig für Überlegen und zeigen ein übersteigertes Selbstbewusstsein bei finanziellen Entscheidungen in der Kapitalanlage.

Ein solcher psychologischer Effekt wurde 1999 in einer Studie der amerikanischen Sozialpsychologen Danning und Kruger nachgewiesen, nach der dieser Danning-Kruger Effekt benannt wurde.

Für diese Anleger ist ihre Selbstüberschätzung häufig der Grund für hohe Kapitalverluste. Es wäre hilfreich, Vermögensaufbau für sich selbst zu betreiben und nicht dafür, um anderen zu beweisen, was für ein Genie man ist.

Es hat noch niemanden geschadet, sich von Profis und Experten betreuen zu lassen. Niemand kommt auf die Idee, sich den Blinddarm selbst herauszuschneiden, nur weil man etwas über Operationen gelesen hat. Die Investition in den Fachmann zahlt sich meistens aus. Die Arztrechnung ist die Gewissheit, dass die OP-Narbe schöner wird oder man eben nicht an Blutverlust stirbt.

Durch die Betreuung und Zusammenarbeit mit einem Anlageexperten erreicht man seine Ziele mit weniger Aufwand, weniger Ängsten, weniger Lehrgeld und weniger Verlusten. Viele Fehler der Kapitalanleger werden von Beginn an vermieden. Zusätzlich lernt man dabei von dem Experten möglicherweise noch eine ganze Menge über wirtschaftliche Zusammenhänge im Finanzwesen.

Leugnen falscher Entscheidungen

Fast jeder Anleger kennt das wohl. Falsche Entscheidungen oder verpasste Gelegenheiten, werden mit konstruierten Argumenten entschuldigt oder gar geleugnet. Ein sehr typischer und häufig anzutreffender Fehler der Kapitalanleger.

Wer hat nicht schon einmal einen wirklich günstigen Einstiegszeitpunkt für eine Aktie oder einen Fonds verpasst?! Später – die Kurse sind inzwischen extrem stark gestiegen und wir sind nicht dabei – fallen uns spontan Gründe ein, warum wir die Gunst der Stunde damals nicht ergriffen haben. Das Geld wurde eventuell für andere Dinge benötigt oder die Höhe des Kapitaleinsatzes hätte sich doch eh nicht gelohnt.

Aber auch anders herum neigen viele Anleger zur Verdrängung Ihrer falschen Entscheidungen. Wir haben zum Beispiel in einen Wert investiert, der von diesem Zeitpunkt an nur noch gen Süden lief. Wir finden immer einen Grund, warum die Kaufentscheidung richtig war und eben nicht falsch.

Sich selbst einzugestehen, dass das Timing einfach schlecht war oder wir uns möglicherweise nicht tief genug mit dem Anlagetitel beschäftigt haben oder einfach nur auf den berühmten fahrenden Zug aufgesprungen sind, fällt den meisten Anlegern mehr als schwer. Aus diesem Grund wiederholen sich solche falschen Entscheidungen regelmäßig.

Ein kluger Anleger erkennt seine Fehler und versucht, diese nicht zu wiederholen. Die Beschäftigung mit dem Grund der falschen Entscheidung führt zur Selbsterkenntnis und zusätzlich zu einem besserem Finanzwissen.

Angst vor Verlusten

Wenn ich einen Auftrag erhalte ein Kundendepot zu analysieren, stelle ich häufig fest, dass einige Depottitel verkauft wurden, nachdem sie schöne Gewinne für das Depot eingefahren hatten. Andere Titel mit drastischen Kursverlusten jedoch noch immer im Depot verblieben sind. Die Antworten der Depotinhaber auf die Frage, warum das so war, ist immer ähnlich:

„Man soll Gewinne ja mal realisieren, heißt es doch so schön.“

„Von Gewinnmitnahmen ist noch nie jemand gestorben.“

Auf die Frage, warum dann aber die Verlusttitel auch nach Kursverlusten von 50% oder gar 80% noch immer im Depot liegen, wird es holperig.

„Der Verkauf lohnt sich doch gar nicht mehr. Da warte ich lieber, bis die sich wieder erholen.“

Dieser typische Fehler der Kapitalanleger wird hauptsächlich von Laien oder Anfängern gemacht.

Bekannt ist, dass wir Menschen negative Erlebnisse deutlich stärker Empfinden als positive. Positive Gefühle kosten wir daher schneller aus, weil wir uns bewusst sind, dass diese Gefühle (vermeintlich) schnell wieder von negativen abgelöst werden. Die Entscheidung eine Investition mit einem schönen Gewinn wieder aufzulösen fällt daher leicht.

In einer langfristigen Anlagestrategie sind Gewinnmitnahmen de facto nur selten sinnvoll. Warum sollte ich einen Wert verkaufen, wenn er sich genau so entwickelt, wie ich angenommen habe. Deswegen habe ich doch genau in diese Aktie oder diesen Investmentfonds investiert. Wenn ich gute Papiere mit Gewinn verkaufe, wann will ich dieses ertragsstarke Papier denn dann wieder zurück kaufen? Wenn der Kurs deutlich – vielleicht um 20% oder 25% – nachgegeben hat? Weiß ich dann, ob es nicht noch weiter runter geht? Oder wann genau er wieder zulegt?

Nur wenn ein Wert in kurzer Zeit einen übernatürlichen Gewinnsprung zeigt – warum auch immer – kann eine Gewinnmitnahme Sinn machen. Diese Entscheidung setzt jedoch genaue Kenntnisse über den Wert und die Gesamtmarktsituation voraus.

Negative Erlebnisse brennen sich länger in unser Gedächtnis, als wir uns wünschen. Wir versuchen sie zu vermeiden, wenn wir können. Ist nun eine Entscheidung für eine Investition in eine Aktie oder einen Fonds falsch gewesen und der Kurs geht in den Keller, halten wir eher an der ursprünglichen Entscheidung fest, weil wir nicht zugeben wollen oder können, dass die Investition sich nicht in die erwartete Richtung entwickelt hat. Wir blenden die falsche Entscheidung oder das falsche Timing aus. Wir ignorieren es. Ein Verkauf des Wertes würde hier ein Eingeständnis sein, dass wir falsch lagen. Dieses negative Gefühl möchten wir nicht. Der Wert bleibt im Depot und verliert weiter an Wert.

Irren ist menschlich. Das gilt auch bei der Vermögensbildung. Verluste sollten daher eher realisiert werden als Gewinne. Jede falsche Entscheidung kann korrigiert werden. Das schont sogar Nerven und das Depot. Gleichzeitig ist es eine wichtige Selbsterfahrung sich selbst eine Fehlentscheidung eingestehen zu können. Wer das einmal schafft, dem fällt es in der Regel beim zweiten Mal schon viel leichter. Dieser Fehler der Kapitalanleger ist also realtiv leicht zu beseitigen.

Selektive Wahrnehmung

Dieser häufig zu erkennende typische Fehler der Kapitalanleger widerfährt auch erfahrenen Anlegern und sogargar Profis.

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er für eine umgesetzte Entscheidung auch später noch nach Bestätigungen für seine Entscheidung sucht.

So ist es möglich, dass fast nur Informationen und Meldungen zu seiner getroffenen Anlageentscheidung wahrgenommen werden, die seine Investition bestätigen. Negative Nachrichten oder Fakten, die seine Entscheidung in ein anderes Licht rücken könnten, werden häufig – bewusst oder auch unbewusst – ausgeblendet, ignoriert oder gar absichtlich falsch interpretiert.

Wenn Anleger diese negativen Aspekte tatsächlich bewusst wahrnehmen, ihre Entscheidung revidieren und als Fehler akzeptieren, brauchen sie fast immer länger dazu, als der ursprüngliche Kaufentscheidungsprozess gedauert hat.

Vermeidbar ist selektive Wahrnehmung eigentlich nur durch das Bewusstmachen seiner eigenen Schwächen. Vermögensaufbau und Kapitalanlage ist ein strategischer Prozess. Welche Fonds oder Aktien zu welcher Zeit in das Depot kommen und welche Papiere wie lange im Depot verbleiben, sollte sich nach der geplanten Strategie richten und nicht umgekehrt. Das bedarf bewusste Entscheidungen für die Zusammensetzung seines Depots und seiner Sparpläne.

Falsche Entscheidungen gehören beim Aufbau eines Vermögens dazu. Erfolgreiche Menschen sind häufiger in der Lage, ihre falschen Entscheidungen schnell zu korrigieren.

Zyklisches Handeln

Ein weitverbreiteter Fehler von Anfängern ist es, mit der Herde zu reagieren. Wie ein Schaf gehen diese Anleger jede Bewegung der breiten Masse anderer Anleger einfach mit. Investitionen werden getätigt, wenn alle anderen es ebenso machen.

In der Regel wurde dabei aber schon eine Weile gewartet, weil der Anfänger eben nicht sicher ist, wie die Kursentwicklung des Investmentfonds oder der Aktien verlaufen wird. Die zyklischen Anleger kommen in der Regel immer zu spät. Sie kaufen dann, wenn die Kurse bereits längere Zeit oder sehr stark gestiegen sind.

Auf der anderen Seite, verkaufen sie ihre Werte auch viel zu spät. Profis haben oft bereits verkauft. Der Computerhandel sorgt häufig dafür, dass diese Werte dann auch aus vielen Depots entfernt werden. Das lässt die Kurse noch stärker fallen. Jetzt kommen auch die letzten Schafe der Herde in Bewegung und verkaufen diese Werte. Dabei wird zu keiner Zeit der Grund für den Kursrückgang betrachtet. Zyklische Anleger reagieren ausschließlich nach dem Herdentrieb. Selbst starke, gesunde Werte werden dann verkauft, statt billiger nachzukaufen.

Wer sich sein Traumauto für € 100.000 nicht leisten kann oder will, wird wohl was machen, wenn er diesen langgehegten Traum auf einmal für € 50.000 kaufen kann?

Antizyklisches Handeln ist der Königsweg. Hier setzten kundige Anleger und Profis den endscheidenden Renditehebel. Antizyklische Anleger zeigen vergleichsweise deutlich höhere Jahresrenditen in ihren Depots. Das setzt allerdings voraus, dass man vorher genau analysiert hat, warum man einen bestimmten Fonds oder ein bestimmtes Wertpapier kauft. Nach einer Kaufentscheidung wird nicht gewartet, sondern gehandelt. Worauf sollte man auch warten?

Sollten dann – ohne neue fundamentale Daten und Informationen – die Kurse aufgrund allgemeiner oder psychologischer Auslöser stärker nachgeben, wird billiger aufgestockt.

Der Fuchs nutzt die Panik in der Schafherde.

Überbewertung von Kosten

Gerade heute ein weit verbreiteter Fehler. Geiz ist geil. Kostenvermeidung auf Teufel komm raus ist Volkssport geworden. Eine ganze Industrie im Kapitalmarkt lebt aktuell davon. Die Rede ist von Depotkosten, Handelsgebühren und ETFs.

Eine Heerschar von kostengünstigen oder gar kostenlosen Depotplattformen, Onlinebroker und Tradingsoftware werben seit geraumer Zeit mit günstigsten Kosten für den Handel mit Wertpapieren und deren Verwahrung.

ETFs werden an jeder Internetecke und in Printmedien als „kostengünstige“ und „bessere“ Anlagepapiere angepriesen. Einfacher Handel zu kaum spürbaren Kosten sind die Magneten.

Warum ETFs ein hohes, nicht erkanntes Risiko für jeden normalen Anleger darstellen, wird langsam aber sicher publik. Es gibt bereits erste Studien und Expertenmeinungen, die unabhängig aufklären und darlegen, warum ETFs eher für Profis und Anlageexperten geeignet sind aber eben nicht für den Anfänger oder selbsternannten Fortgeschrittenen. Auch ich versuche bereits seit ein paar Jahren die Fakten aufzuarbeiten und das Märchen von den besseren ETFs aufzudecken.

Depotgebühren werden in der Regel einmal pro Jahr fällig. Wer ein Depot bei einer der großen Plattformen besitzt, wird den Service nicht missen wollen. Oder er hat sich einfach an das Abwicklungssystem für seine Kauf- und Verkaufsaufträge gewöhnt. Warum sollte er sich nun an eine völlig neue Umgebung gewöhnen, nur um vielleicht € 50 pro Jahr zu sparen? Was bitte sind € 50 bei einem Depotwert von € 10.000 oder gar € 30.000 und mehr?

Verständlich ist die Depotkosten- und Handelskostenbetrachtung jedoch, wenn ich noch gar kein Depot für meine Wertpapiere besitze und mich ohnehin an die Abwicklung meiner Aufträge für Kauf, Verkauf oder an die Einrichtung und Änderung meiner Sparpläne gewöhnen muss. Wenn ich dann noch ein Freund von modernen Apps oder Webanwendungen bin, kann ich eines der kostenlosen oder günstigen Angebote von Discountbrokern nutzen. Auf einen Kundenservice muss ich dann jedoch meist verzichten.

Insgesamt sollte die Gesamtkostenbelastung immer im richtigen Verhältnis zur Investitionsgröße betrachtet werden. Was nutzt es mir – wie bei einem ETF zum Beispiel – wenn dieser nur eine jährliche Verwaltungsgebühr von 0,3 oder 0,5% hat, wenn ich dafür bei jedem Kauf und bei jedem Verkauf eine Handelsgebühr bezahlen muss. Die Rendite wird dabei immer unterhalb des jeweiligen Marktindex liegen; niemals darüber.

Anders bei den TOP-Investmentfonds die professionell gemanagt werden. Die Kosten sind hier selbstverständlich deutlich höher. Ausgabeaufschläge bei Kauf und jährliche Verwaltungskosten von durchschnittlich 1,5 bis 2,5% schlagen hier zu buche. Das ist der Preis dafür, dass die TOP-Fonds eben den vergleichbaren ETF mittel- und langfristig deutlich schlagen. Selbstverständlich nach allen Kosten!

Auch hier kann sich jeder ausrechnen, welchen Effekt eine höhere Rendite von nur 2% p.a. über einen Zeitraum von 10, 20 oder gar 30 Jahren hat. Zinseszins lässt grüßen.  Die Kostenfrage oder die Frage, welche Fonds die bessere Wahl sind – also ob passive oder aktive Fonds  –  habe ich schon längst hinreichend beantwortet.

Wer die Kosten bei seiner Vermögensbildung in den Vordergrund stellt, verzichtet unter Umständen auf riesige Vermögenswerte. Der Fokus sollte unbedingt auf dem Risiko-/Renditeverhältnis der Anlagestrategie liegen. Denn das macht den Wertzuwachs im Depot langfristig aus. Die Kostenfrage stellt sich unter diesem Gesichtspunkt dann kaum noch.

Fazit

Jeder gute Investmentberater kann ihnen dabei helfen, typische Fehler der Kapitalanleger zu vermeiden. Er wird Sie bei Ihrer Anlagestrategie begleiten und die Ergebnisse werden Ihre Ziele schneller erreichbar machen, als Sie dachten. Gleichzeitig werden Sie deutlich gelassener mit Börsenschwankungen oder wirtschaftlichen Horrormeldungen umgehen können. Sie werden zukünftig sicher viel besser schlafen, wenn Sie an Ihre Vermögensbildung denken. Genau das höre ich von vielen meiner Depotkunden immer wieder (gern).

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