Aktive oder passive Fonds – Welches sind die besseren ?

unerkannte Gefahr ETF

Aktive oder passive Fonds – Welche sind die besseren?

Der Markt der passiven börsengehandelten Indexfonds (ETF) in Deutschland explodiert geradezu.  Ende 2016 wurden an europäischen Börsen rund 1.500 verschiedene ETF mit einem Gesamtvermögen von über € 515 Milliarden gehandelt. Allein bei deutschen Direktbanken werden monatlich ca. € 52 Millionen in ETF-Sparpläne investiert. Hier sind die Groß- und Geschäftsbanken sowie die Spar- und Volksbanken nicht mal mitgezählt.

ETF – Exchange traded Fund

Ein an der Börse gehandelter Investmentfonds, welcher i.d.R. einen Index (z.B. den DAX oder den S&P500) nachbildet. Im bestmöglichen Fall entspricht die Performance des ETF genau dem abgebildeten Index; abzüglich Kosten. Ein ETF wird passive verwaltet, da ein Markttiming und eine Bewertung der Assets nicht stattfinden.

Indexfonds

Fälschlicherweise werden Indexfonds in den Medien mit ETF gleichgesetzt. Echte Indexfonds sind jedoch in den seltensten Fällen an der Börse zu handeln und werden generell aktiv gemanagt. Wir werden die Unterschiede demnächst in einem separaten Beitrag erläutern.

Sind ETF die besseren Fonds?

Die Hauptargumente der Finanzbranche, welche an dem ETF-Boom in unterschiedlicher Weise partizipieren, sind dabei immer dieselben, wenn es darum geht, ob aktive oder passive Fonds die bessere Wahl ist. Und immer wieder schnell zu widerlegen. Bereits im September 2014 habe ich über  „Das Märchen von den besseren ETF“  berichtet und permanent penetrant gestreute Behauptungen entkräftet.

Aufmerksamen Lesern dieses oberflächlichen Plagiatsjournalismus fällt dabei sogar ein immer wiederkehrender – weil abgeschriebener – Widerspruch auf, der meist wie folgt lautet:

„Aktive oder passive Fonds (ETF) ? ETF sind die besseren Fonds, da die meisten gemanagten Fonds langfristig ihren Vergleichsindex nicht schlagen und somit die höheren Verwaltungsgebühre nicht rechtfertigen.“

Aha ! Aber „die meisten“ bedeutet im Umkehrschluss, dass es wohl doch einige aktive Fonds gibt, die ihren Vergleichsindex schlagen. Und wenn diese besseren aktiven Fonds selbst nach Abzug höherer Kosten noch eine Mehrrendite erzielen ? Welcher Anleger würde mit dem Wissen Geld zu verschenken dann noch einen „günstigen“ EFT wählen ?

Dass es solche aktiven Fonds in jedem Anlagesegment gibt, weise ich weiter unten im direkten Vergleich nach. Damit möchte ich die Frage endgültig klären, ob aktive oder passive Fonds ins Depot gehören.

Eine neue Fonds-Variante auf dem Vormarsch: Dimensional Funds

Die 1981 gegründete US-Investmentgesellschaft „Dimensional Fund Advisors“ nutzt finanzökonomische Grundlagen und geht einen anderen Weg. Das Unternehmen konzipiert u.a.  Fonds aus den Aktiensegmenten „Small cap“ (Nebenwerte), „Value“ (unterbewertet Titel) und „Emerging Markets“ (Schwellenländer). Dabei wird grundsätzlich die Strategie „buy & hold“ verfolgt und jegliche Versuche durch Markttiming Renditevorteile zu erzielen ausgeschlossen. Dimensional Fonds kennen keine Ausgabeaufschläge und zeichnen sich durch moderate Verwaltungsgebühren (zwischen 0,2 % und 0,7% p.a.) aus. Anleger erhalten Dimensional Fonds in Deutschland (seit 2010)  bis heute ausschließlich über eigens von Dimensional akkreditierte (ausgebildete und zugelassene) Investmentberater.  Dimensional verwaltet aktuell weltweit ein Gesamtvermögen von € 465 Milliarden (Stand 31.03.2017).

Sind Dimensional Fonds die besseren Fonds?

Genau wie die ETF-Anbieter werben auch Dimensional-Berater mit den vermeintlich günstigen Kosten. Darüber hinaus soll der wissenschaftliche Investmentansatz Vorteile für den Anleger bringen.

Ich beobachte Dimensional  Fonds bereits seit ca. 2 Jahren. Die Investmentphilosophie und der wissenschaftliche Ansatz der Kapitalanlage überzeugen mich. Ich würde  Dimensional Fonds in die Kategorie aktiv gemanagte Indexfonds  einstufen.  Mit dem Unterschied, dass diese Indexfonds gehandelt werden können. Die „Indices“ der  Dimensional Fonds konzentrieren sich auf die o.g. drei Dimensionen der renditestarken Aktiensegmente. Trotz der aktiven Verwaltung , sollte die Umschlaghäufigkeit der Fondstitel deutlich geringer ausfallen als bei klassisch gemanagten Fonds.

Ob Dimensional Fonds aktive Fonds oder ETF schlagen können, sehen Sie weiter unten im direkten Vergleich.

Sind aktiv gemanagte Fonds die besseren Fonds?

Ja, PUNKT.

Eine Antwort, die den Anhängern der ETF nicht gefallen wird. Auch Anhänger der Dimensional Fonds werden aufheulen. In der Finanzbranche haben wir es immerhin mit Menschen und deren  Philosophien und Auslegungen von vermeintlichen Fakten zu tun, die regelmäßig an die Anhänger der Scientology-Gemeinde erinnern. Wenn etwas stetig und unablässig in einer verschworenen Gemeinschaft wiederholt wird, bilden sich harte Verkrustungen in der Objektivität.

Ich habe die Hoffnung, dass die folgenden Vergleiche den einen oder andere aus beiden Lagern die Dinge anders beurteilen lässt. Es könnte sein, dass die Frage, ob aktive oder passive Fonds die besseren Anlageinstrumente sind, damit ehrlicher zu beantwortet ist. Wichtiger ist mir jedoch, dass Verbraucher – und vor allem meine Kunden – die wesentlichen Ergebnisse dieses direkten Vergleichs verstehen. Und diese Ergebnisse sind leicht messbar.

Am Ende zählt eben nur die Summe, die der Depotauszug zeigt und wie der Schlaf  in hektischen Börsenzeiten bis dahin war; unruhig oder tief und fest.

Vergleich – Aktiv gemanagte Fonds vs ETF vs Dimensional Fonds

Ein direkter Vergleich der unterschiedlichen Fondsarten soll die Fragen klären, ob aktive oder passive Fonds für Anleger besser sind. Es soll festgestellt werden, ob die gebetsmühlenartigen Wiederholungen der Finanzmedien stimmen, dass Anleger nur ETF ins Depot kaufen sollen, da sie die bessern Fonds sein.

Dazu habe ich aus dem in Deutschland zur Verfügung stehendem Fondsuniversum die jeweils besten aktiven Fonds mit den jeweils besten ETF und Dimensional Fonds zu filtern versucht und gegenüber gestellt. Es wurde selbstverständlich darauf geachtet, dass jeweils die gleiche Region (hier: Europa, Welt, Emerging Markets) und die gleiche Aktienkategorie (hier: all cap) verglichen wurde. Der jeweilige Zeithorizont sollte möglichst lang sein. Da die Dimensional Fonds die jüngste Historie aufweisen, wurde der jeweilige Auflegungstag des Dimensional Fonds als Beginn des Betrachtungszeitraumes gewählt. Bei allen Fonds wurden sowohl Kaufkosten als auch Verwaltungskosten berücksichtigt. Aus Gründen der Vereinfachung wurden ETF dabei sogar bevorteilt. Ich unterstellte, dass keine Transaktionskosten (Kauf- und Verkaufkosten) anfallen.

Die Auswertung soll veritable Aussagen über Gesamtentwicklung, Volatilität und Rendite pro Jahr ermöglichen.

Aktien Europa all cap

Aktive oder passive Fonds

Schon auf den ersten Blick zeigt der Chartvergleich, dass beide aktiven Fonds – nach Kosten – den ETF und den Dimensional Fonds hinter sich lassen. Der Siegerfonds erzielt dabei eine mehr als doppelt so hohe Rendite p.a. als der ETF. Seine Vola (Schwankungsbreite) ist zudem deutlich geringer als die Marktabbildungen (ETF und Dimensional).

Aktien Welt all cap

Aktive oder passive FondsAuch bei den globalen Aktienfonds (all cap) findet sich das gleiche Ergebnis. Beide aktiv verwaltete Fonds schlagen den ETF und den Dimensional Fonds deutlich. Auffällig ist hier, dass ETF und Dimensional nahezu „übereinander“ liegen. Immerhin verhelfen die  etwas geringeren Verwaltungsgebühren dem Dimensional Fonds gegenüber dem ETF zu einem winzigen Vorsprung gegenüber dem ETF.

Aktive oder passive Fonds

Aktien Emerging Markets all cap

Der Bereich der Schwellenländer (Emerging Marktes) lässt den längsten Betrachtungszeitraum zu und ist damit von noch höherer Aussagekraft. Die Niederlage von ETF und Dimensional ist hier am deutlichsten. Der ETF und der Dimensional Fonds hätten das Depot der Anleger seit 11-2005 etwa verdoppelt. Mit dem aktiv gemanagten Siegerfonds hätte der Anleger sein Kapital jedoch verdreifacht; trotz der viel höheren laufenden Fondskosten. Der Vorteil der aktiven Fonds zeigt sich ebenso in der geringeren Vola. Der Anleger hätte also in den letzten 11,5 Jahren sogar besser schlafen können, wenn es an den Märkten turbulent wurde.

Aktiv, passiv oder Dimensional? Was denn nun?

Alle drei oben geschilderten Fondsgattungen (gemanagte Fonds, ETF und Dimensional Fonds) haben ihre Berechtigung, wenn damit die Ziele der Anleger erfüllt werden. Ausschließlich darum sollte es nämlich gehen, wenn ein Anleger seriös beraten werden soll. Ob aktive oder passive Fonds die bessere Wahl sind, ist klar beantwortet worden.

Hat ein Anleger die Zeit und die Kenntnisse, aus mehr als 1.500 verschiedenen ETF die für seine Anlageziele richtigen Fonds heraus zu filtern ? Kann er sein Depot regelmäßig auf erforderliche Anpassungen in der Gewichtung einzelner ETF prüfen ? Ist er mit den erzielbaren Renditen zufrieden und kann abschließend mit den Marktschwankungen seiner ETF auch noch gut schlafen ? Wenn all das zutrifft, spricht nichts dagegen, dass ein ETF-Depot die richtige Wahl sein kann.

Alle ETF-Anleger die ich bisher kennen gelernt habe, waren mit ihrem Depot hinsichtlich Rendite, Schwankungen und Zeitaufwand nicht zufrieden. Ich bin mir aber sicher, dass es solche Anleger irgendwo gibt. Die breite Masse wird es jedoch nicht sein. Anleger, welche weder Zeit noch Kenntnisse haben, um ihr Kapital selbst zu verwalten, fahren mit ausgesuchten Fonds und einer risikogerechten Depotzusammenstellung am besten und erzielen langfristig die höchsten Renditen.

Was erwarten Kapitalanleger eigentlich?

Kapitalanleger haben unterschiedliche Erwartungen. Den meisten ist gemein, dass sie eine hohe Rendite und ein geringes Risiko wünschen. Ein Widerspruch, der nur durch permanente und hartnäckige Aufklärung durch professionelle und seriöse Berater zu beseitigen ist.

Als Fondsberater und Depotbetreuer meiner Kunden ist es jedoch bisher immer möglich gewesen, dem Kunden ein Fondsdepot zusammen zu stellen, das einen Konsens dieser Wünsche abbildet. Im Wesentlichen wünschen meine Kunden die für ihre Zielsetzung höchstmögliche Rendite für Ihre Kapitalanlage. Wenn und solange ich diese Renditechancen mit gemanagten Fonds – bei gleichem Gesamtrisiko – erzielen kann, kann/darf/brauche ich keine ETF (und/oder Dimensional Funds) in das Depot des Kunden empfehlen.

Auffällig ist, dass kaum ein Kunde – nach transparenter und umfassender Beratung über alle Fondsalternativen und Kosten – bisher ein reines ETF-Depot gewünscht hat. So sind in den von mir betreuten Kundendepots fast nur aktiv gemanagte Fonds vertreten.

Fazit

Aktiv gemanagte Fonds sind die besseren Fonds

Der von mir geführte Beweis, dass ein Fondsdepot mit aktiv gemanagten Fonds unter Berücksichtigung aller Kosten passive ETF-Depots deutlich schlagen und für den Kapitalanleger die bessere Wahl ist, ist stichhaltig und nachprüfbar.  Bei Tante Google finden Sie übrigens auch andere Fondsexperten, die auf ähnliche Schlüsse kommen und die Frage ebenso klar beantworten können, ob aktive oder passive Fonds besser sind.

Abschließend fällt mir ein passender Sinnspruch ein:

„Musik entsteht nicht dadurch, ein Instrument zu besitzen. Man muss es auch spielen können.“

(Frank Rindermann)


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