Zinsen für Sparbuch, Tagegeld und Festgeld
Deutsche Anleger kennen Ihre Zinsen nicht
Die Zinsen für Geldanlagen auf Sparbüchern und Tagegeld- oder Festgeldkonten befinden sich seit langem auf dem niedrigsten Niveau. Der Sparzins für Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist (3 Monate) – z.B. für Sparbücher – beträgt im Durchschnitt etwa ½ Prozent. Die Zinsen für Tagesgeld und Festgeld betragen durchschnittlich (bei Einlage € 10.000 und Anlagedauer 12 Monate) nicht einmal 1,5%.
Vorsicht Lockangebote
Angebot von Banken mit einem Zinsversprechen von mehr als diesen Sätzen, sollten genauer begutachtet werden; oftmals handelt es sich um „Lockangebote“. Hier gelten die Zinssätze oft nur wenige Monate und im Anschluss liegt das Geld dann zu den niedrigsten Sparzinsen (meist unterhalb von 0,5%) dort und wird von den Anlegern schnell vergessen. Damit rechnen die Banken. Daran verdienen die Banken; unten lesen Sie wie.
Steuern auf Zinsen schmälern den Ertrag zusätzlich
Vielfach wird die Abgeltungssteuer auf die Zinserträge vergessen, welche die Bank von den Zinsen direkt an das Finanzamt überweist, wenn kein Freistellungsauftrag bei der Bank vorgelegt wurde. Zinsgutschriften bis zu € 801,00 pro Person sind Abgeltungssteuerfrei. Wer seinen Freibetrag jedoch bereits mit anderen Erträgen aus Kapitalanlagen überschritten hat, muss für jeden Euro Zinsen bis zu 28% (25% Abschlagsteuer + 5% Solizuschlag + Kirchensteuer) an das Finanzamt zahlen.
Zinserträge unterhalb der Inflationsrate
Warum begnügen sich deutsche Anleger mit Zinsen, die weit unterhalb der Inflationsrate (ca. 2,5% p.a.) liegen und – nach Abschlagsteuer – gegen Null gehen ? Durch den Kaufkraftverlust der Inflation verlieren diese Sparer jedes Jahr mehr Geld, als die Zinsen erwirtschaften.
Viele der Fragen beantwortet – eindrucksvoll und erschreckend – eine Studie der Union Investment zum Verhalten deutscher Anleger aus dem letzen Quartal 2012.
Anleger kennen die Renditen Ihrer Geldanlagen nicht
Die Studie ergibt, dass ca. 66% der Sparer die Höhe Ihrer Rendite für Ihre Sparanlagen gar nicht kennen. So „schätzen“ 44 Prozent der Befragten, dass sie für Ihre Sparkonten und Sparbücher eine Verzinsung von 1 – 3% erhalten. Ungefähr 3 Prozent der Sparer „vermuten“ sogar Renditen von 3% und mehr. Völlig ahnungslos , wie viel Zinsen Ihre Sparanlage bringt, sind etwa 17 Prozent der Anleger. Ähnliches ergab die Befragung zu Tagegeld- und Festgeldkonten. Ein Drittel der Anleger vermuten Renditen von 2% oder mehr. Wiederum keinerlei Vorstellung über die konkrete Höhe Ihrer Tagegeldzinsen hatten 32 Prozent der Teilnehmer.
Deutsche Anleger meiden Aktien
Wie die Studie oben zeigt, ist diese Ahnungslosigkeit deutscher Anleger erschreckend. Zumal die Börsen in 2012 auf breiter Front eine sehr gute Entwicklung hatten. Allein der deutsche Aktienindex DAX legte 2012 gut 30% zu. Warum also ist die Angst vor anderen Spar- und Kapitalanlagen in Deutschland so groß ?
Deutsche Anleger gehören schon seit vielen Jahren zu den Schlusslichtern bei Investitionen in Aktien und Aktienfonds im europäischen Vergleich. Skandinavier, Franzosen und andere Europäer legen deutlich mehr Geld in Sachwerte an (Aktien und Aktienfonds gehören nicht zu den Geldanlagen, sondern zu den Sachanlagen). Wenn auch das Risiko zwischenzeitlicher Kursrückgänge vorhanden ist, so ist die langfristige Rendite von Fonds und Aktien im Vergleich zu Geldanlagerenditen deutlich größer und oberhalb der Inflationsrate.
Bewusste Fehlinformationen der Banken ?
Wenn er gefragt wird, möchte jeder Anleger gern „anständige“ Renditen erzielen. Und doch fließt das meiste Geld in Sparanlagen fast ohne Renditen. Warum beraten Banken Ihre Kunden nicht bedarfsgerecht ? Warum das so sein könnte, versuchen wir einmal kurz zu erläutern:
- Hohe Gewinne durch Zinsdifferenzen
Banken sollten eigentlich ein Interesse daran haben, dass das Geld der Kunden sich stetig vermehrt und eine gute Rendite (nach Steuern und nach Inflation) abwirft. Trotzdem werden die Kundengelder nur zu gern in (niedrig verzinste) Sparanlagen gesteckt. Ein Hauptgrund dafür könnte sein, dass die Banken mit den Kundengeldern „arbeiten“. Banken nutzen die Kundeneinlagen für die eigenen wirtschaftlichen Zwecke. So werden Kundeneinlagen an andere Kunden weiter verliehen (z.B. als Darlehen oder Wohnungsbaukredite); natürlich zu weit höheren Zinsen. Die Zinsdifferenz ist der Gewinn für die Bank.
Beispiel (vereinfacht):
Die Bank erhält von einem Kunden € 10.000 und zahlt für die Anlage in ein Tagegeldkonto für 12 Monate einen Zins von 1,2 % p.a. Die Bank zahlt also nach einem Jahr einen Zins in Höhe von € 120,00 an den Kunden.
Nun nimmt die Bank dieses Geld und leiht es einem anderen Kunden, der gerade ein neues Auto finanzieren möchte. Dafür erhält die Bank einen Zinssatz von 10% für die verliehenen € 10.000. Sie erhält also Zinsen vom Kreditkunden in Höhe von € 1.000 p.a.
Ohne eigenes Geld investiert zu haben, sieht die Rechnung für die Bank wie folgt aus:
€ 1.000 (Zinseinnahme) – € 120 (Zinsausgabe) = € 880,00 Gewinn
Die Bank erzielt also einen Gewinn, der etwa 7x so groß ist, wie der Ertrag des Sparers. Mit dem Geld des Sparers !
- Beratungshaftung und Verbraucherschutz
Ein anderer Grund könnte sein, dass die Beratungshaftung für die Banken in den letzen Jahren zugenommen hat. Eine Reihe von Verbraucherschutzgesetzen für die Beratung und Vermittlung für Kapitalanlageprodukte wie Aktien, Fonds und Co. sind derart kompliziert, dass vielfach Kunden schlecht und unzureichend beraten wurden. Banken müssen heute viel öfter Schadenersatz an Kunden zahlen, wenn diese durch die mangelhafte Beratung Geld bei den Anlagen verlieren.
Das ist gut so und spricht gegen die Anlageberatung bei Banken und für die Beratung bei spezialisierten Finanz- und Versicherungsmaklern oder unabhängigen Experten für Kapitalanlagen, die schon lange für Ihre Beratungsleistungen haften müssen. Hinzu kommt, dass auch Banken heute Provisionen offen legen müssen, die Sie für die empfohlenen Anlageprodukte erhalten.
Wollen Banken nicht aufklären ?
Alles in allem scheint es logisch zu sein, dass Banken somit viel lieber den einfachen Weg gehen und in der Folge sogar noch die größeren Gewinne erzielen. Banken genießen in der Deutschland noch immer den Status einer „Institution des Vertrauens“. Damit wäre zu erklären, warum so viele Menschen in Deutschland nicht einmal ein Basiswissen über Geld- und Kapitalanlagen haben. Banken wollen „billiges“ Geld. Wenn die Kunden besser informiert wären, würden Sie deutlich weniger Geld in niedrig verzinste Geldanlagen investieren.
Wie kommt der Anleger zu höheren Renditen ?
Der deutsche Sparer kann einiges tun, um Renditen oberhalb der Inflationsrate zu erzielen.
- Sachwerte statt Geldwerte
Nur die Anlage in Sachwerte (Produktivkapital wie Aktien, Firmenbeteiligungen oder Immobilien, Edelmetalle u.ä.) ist unabhängig von der Inflation. Geldwerte unterliegen dem Kaufkraftverlust, geldpolitischen Regelungen (Währungsreform, Zinsentscheidungen u.ä.)
- Information und Beratung
Jeder Anleger benötigt umfassende Informationen, wenn er entscheiden möchte, welche Anlage für ihn persönlich sinnvoll, richtig und zielführend ist. Ohne konkrete und weitreichende Informationen über die Anlageprodukte ist jede Entscheidung ein „Glücksspiel“ oder ein Verlustgeschäft. Nur eine bedarfsgerechte Beratung bei Spezialisten kann eine korrekte Entscheidung ermöglichen. Gute und seriöse Berater zu finden ist heute nicht mehr schwer. Das Internet und Bewertungsportale für Berater helfen hier sehr gut (z.B. Whofinance = Link setzen !!!
- Gesunder Menschenverstand
Nehmen Sie sich etwas Zeit und überlegen Sie genau, wie viel Sie wie lange und wo für Sparen oder Anlegen möchten. Wer Geld nur kurzfristig „parken“ möchte, kommt an niedrig verzinsten Anlagen (Sparbuch, Tagegeld etc.) nicht vorbei, da er kein Kursrisiko eingehen kann. Wer mehr Zeit hat, sein Geld „arbeiten“ zu lassen und es eine längere Zeit nicht unbedingt benötigt (Verfügbarkeit), der kann mehr Risiko eingehen und dafür eine „Prämie“ erhalten; in Form von einer höheren Rendite.