Finanztest PKV Vergleich – Faules Osterei

Lesedauer 5 Minuten

Finanztest PKV Vergleich – Faules Ei im Osternest der Finanztest-Leser

Pünktlich zur Ostersaison legt Finanztest den Verbrauchern ein allzu faules Ei ist Osternest. In der aktuellen Ausgabe „Finanztest“ 05-2014, vergleicht und bewertet Finanztest 107 PKV-Tarife.

Auch mit dem aktuellen Finanztest PKV Vergleich versucht die „Verbraucherzeitschrift“ seinen Lesern weiß zu machen, dass der beste Versicherungstarif aus einer Tabelle abgelesen werden könne. Noch immer werden haarsträubende Apfel-Birnen-Kompott-Vergleiche aufgestellt, die von Falschaussagen, offensichtlichem Unverständnis der fachlichen Grundlagen und vollkommender Ignoranz objektiver Analysesystematik nur so strotzen.

Finanztest zeigt sich Kritikresistent

Nach dem „BU-Test-Debakel“  in 2013 gründeten Versicherungsmakler eine eigene Gruppe bei Facebook, in der auch H.-J. Tenhagen – Chefredakteur  von Finanztest – aktiv an der Diskussion über grundsätzliche  Systemfehler der Finanztest-Vergleiche und über Verbesserungsmöglichkeiten teilnahm. Dort forderten die BU-Experten Finanztest auf, in zukünftigen Produktvergleichen  die fachlichen Aspekte und die Nutzung realitätsbezogener Grundlagen für die Produktanalysen zu verbessern. Darüber hinaus wurde gewünscht, die Systematik der Vergleiche zu mehr Objektivität und Neutralität zu verändern.  Die fachlich katastrophalen Fehler, die Leser sogar existenziell gefährden könnten, wenn diese einer „Produktempfehlung“ ohne fachliche Beratung folgen, sollten durch Hinzuziehen fachlich versierter und unabhängige Berater zukünftig unbedingt vermieden werden.

Tenhagen kündigte an, die Testsystematik grundsätzlich überdenken zu wollen und die Tarifanalysen durch fachkundige Experten begleiten zu lassen.

Weiterhin willkürliche Ratingvorgaben, fachliches Unvermögen und fragwürdige Bewertungsmethodik bei Finanztest

Der aktuelle Finanztest PKV Vergleich lässt indes keinerlei Änderung der Testsystematik erkennen. Es werden weiterhin Leistungskriterien für den Test verwendet, die weder realistischen Leistungswünschen von realen Kunden entsprechen, noch eine objektive und nachvollziehbare Qualitätsaussage zu den PKV-Tarifen erkennen lassen.

Der von Tenhagen avisierte Experte scheint ein Herr Falken – Versicherungsberater aus Hamburg – zu sein, welcher im Test mit zweifelhaften und unbegründeten Allgemeinaussagen zitiert wird. Herr Falken wird übrigens schon seit vielen Jahren immer wieder in Finanztest-Publikationen als Experte zitiert. Dass der Versicherungsberater im Fachbeirat von Finanztest sitzt, erwähnt Finanztest nirgendwo. Ob Versicherungsberater Falken wirklich unabhängige Aussagen treffen kann, bleibt fraglich.

Offensichtliche Fehler im aktuellen Finanztest PKV Vergleich 

Der Verbraucher wird weiterhin verschaukelt und auf eine falsche Fährte gelockt. Was ein „guter“ oder ein „schlechter“ Tarif an Leistungen bietet, wird nach Musterkunden (Beamter, Selbständiger und Angestellter) in Tabellenform durch die Buchstaben A, B und C klassifiziert. A suggeriert dabei einen „sehr guter“ Tarif, C einen „schlechter“ Tarif. Die Kriterien für den Leistungsumfang, den Finanztest für die Bewertung in einem Katalog von „Mindestanforderungen“ festlegt, sind dabei weder hilfreich für einen potentiellen PKV-Interessenten, noch objektiv. Von fachthematischen Kenntnissen kann hier auf keinen Fall die Rede sein.

Gegen eine Abstufung von Qualität und/oder Quantität nach Buchstaben oder Sternchen ist insoweit nichts einzuwenden, wenn sie Objektiv ist und nicht manipulativ angewendet wird. Im aktuellen Vergleichstest ist von Objektivität leider nichts zu finden. Wie ist es zu erklären, dass der jeweilige Testsieger nicht ein (objektiv) Leistungsstarker Tarif ist, sondern immer ein billiger Tarif, welcher  nicht die Leistungsqualität „A“ erreicht ? Wie ist es zu erklären, dass wirkliche TOP-Leistungstarife mit jeweils für die einzelnen Musterkunden notwendigen Tarifoptionen und anderen Vorteilen versehen, nicht Testsieger wurden ? Weil sie ein paar Euro teurer waren ? Ist es Finanztest – und dem am Test beteiligen „Fach“beirat – nicht bekannt, dass „billige“ Tarife eben auch durch niedrige Rückstellungsanteile in der Prämie entstehen ?

Finanztest beachtet eigene Bewertungskriterien im Test nicht

Ein Beispiel: Testsieger bei den Angestellten wurde ein Tarif „Komfort“ der HUK Coburg. Wer sich die Tarifbedingungen näher betrachtet, wird feststellen, dass er nicht nur gravierende (objektive) Leistungslücken aufweist, sondern nicht einmal in die von Finanztest eigens für den Test zurechtgebastelten Mindestkriterien passt. Der Komfort-Tarif der HUK Coburg scheitert bereits schon an dem nicht offenen Hilfsmittelkatalog, den Finanztest selbst als Kriterium aufgestellt hat. An anderer Stelle erfüllt ein Tarif deutlich nicht die Mindestanforderungen bei Leistungen für Psychotherapiesitzungen.

Sie möchten die Kritikpunkte zum aktuellen Finanztest PKV Vergleich detailliert verfolgen ?

Wenn Sie zu den hier gemachten Kritikpunkten detaillierte Erläuterungen und weitereichende Hinweise lesen möchten, empfehlen wir Ihnen den Beitrag unseres Kollegen Sven Hennig zum  Test zur Privaten Krankenversicherung 2014

Finanztest ist nicht glaubwürdig

Allein die hier aufgeführten Sachverhalte im neuen Finanztest PKV Vergleich und die bei jedem neuen Vergleichstest aufkochende Kritik unabhängiger Experten, sollten den Verbrauchern die Augen öffnen. Weder der Heftpreis, noch die Gebühren für den Download von Produkttestergebnissen und Analysen finden einen Gegenwert für den Käufer. Die Hinweise auf die letzten Finanztest-Vergleiche aus dem Kreise der unabhängigen Versicherungsexperten sollten Indiz genug sein, die fachlichen Fähigkeiten von Finanztest in Zweifel zu ziehen. Solange Finanztest mit solchen offensichtlich fehlerhaften „Analysen“ Geld verdienen will, kann Finanztest nicht glaubwürdig sein.

Der „Rat“ von Finanztest kann gefährlich sein

Ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich behaupte, dass das blinde Befolgen der „Ratschläge“ von Finanztest ein finanzielles Risiko für den Käufer der empfohlenen Tarife beinhalten kann. Ein Tarifvergleich hat sich naturgemäß an den individuellen Bedürfnissen und Erfordernissen des Kunden zu orientieren. Anderenfalls kann er keine objektive Vergleichsaussage machen. Der gewählte Tarif könnte dann Bedarfslücken aufweisen oder – im schlimmsten Fall – komplett am benötigten Bedarf vorbei gehen. Das könnte für einen Betroffenen mit einem PKV-  oder einem BU-Vertrag  richtig „teuer“ werden.

Den „besten“ Tarif gibt es nicht !

Jedem Verbraucher und Fachlaien sollte klar werden, dass die wichtigsten Versicherungstarife welche Existenz- und Kostenrisiken absichern sollen (z.B. BU-Versicherungen und PKV-Versicherungen) immer nur durch die Auswahl nach persönlichen Kriterien und Vorgaben zu finden sind. Individuelle Notwendigkeiten und Leistungswünsche muss der „passende“ Tarif erfüllen. Eine Liste von „Leistungskriterien“ die zudem noch von Dritten erstellt werden, welche die persönlichen Voraussetzungen des Versicherungsnehmers nicht mal ansatzweise kennen, kann nicht zielführend sein. Das ein Preis allein (billig oder teuer) ebenfalls kein Kriterium für die Wahl sein kann, müsste inzwischen jedem informierten Verbraucher ebenso verständlich sein. Ein Auto für € 10.000 kann eben nicht die gleiche Qualität, Größe, Ausstattung und Motorleistung haben, wie ein „Mercedes S 600“. Aber auch der Mercedes muss nicht zwangsläufig genau die Wünsche des Käufers erfüllen, welche dieser an „sein“ Auto stellt.

Die Findung des „passenden“ Tarifes für jeden einzelnen Versicherungsnehmer bedarf daher immer einer detaillierten und selektiven Analyse der geforderten Leistungsqualität. Dazu ist notwendig, dass sämtliche Leistungskriterien eines Tarifes berücksichtigt und mit den Erfordernissen abgeglichen werden. Sämtliche Finanztest-Vergleiche in der Vergangenheit, konnten einem solchen Vorgehen nicht einmal ansatzweise gleichgesetzt werden.

Leistet Finanztest rechtswidrig Versicherungsberatung ?

Ich frage mich, ob nicht der Verkauf der „Analysen“ gegen Gebühr und auch die Versicherungsvergleiche selbst, als „Versicherungsberatung“ gewertet werden könnten, die gesetzliche geregelt wird und für die eine offizielle  Zulassung erforderlich ist (welche Finanztest meines Wissens nicht besitzt). Die Auszeichnung von „Testsiegern“ und deutlich gekennzeichnete „Empfehlungen“ von Versicherungstarifen, kommen einer „Beratung“ durch die Klassifizierung von Musterkunden und Musterkriterien, in denen sich einzelne Personen wiederfinden können, meinem Verständnis nach zumindest sehr nahe. Dieser Umstand sollte einmal juristisch geprüft werden. Wenn meine Sichtweise  juristisch bestätigt werden würde, verstößt Finanztest laufend gegen geltendes Recht.

Unser Service

Gern beantworten wir Ihre Fragen zur PKV. Wenn Sie in die PKV wechseln möchten, freuen wir uns über Ihre Anfrage für eine PKV-Beratung. Wir helfen Ihnen gern. Sofern Sie uns nicht in unserem Büro besuchen können, führen wir auch gern eine Online-Beratung via „Online-Konferenz“ durch.


4 Meinungen zu “Finanztest PKV Vergleich – Faules Osterei

  1. Pingback: Achtung böse Versicherungsmakler !

  2. Pingback: Innovationen können Lebensversicherer retten, neuer @AssekuranzDoc, weitere Finanztest-Kritik - Das Tagesbriefing für Versicherung & Finanzen

  3. W. Benda sagt:

    Die Stiftung Finanztest ist sicher nicht fehlerfrei, im genannten Artikel erst Recht nicht, doch das berechtigt nicht zur einseitigen Gegenkritik.
    Speziell die Sache mit den Beitragssteigerungen sind noch sehr freundlich dargestellt, da sieht die Realität brutaler aus.

    • Frank Rindermann sagt:

      Vielen Dank, Herr Benda. Ihre Kritik an der Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Sie geben an, den Finanztest PKV Vergleich selbst gar nicht gelesen zu haben. Ihre Kritik an den Kritikern ist leider aus dem Zusammenhang gerissen. Niemand vom Fach leugnet, dass es Tarife gibt, die sich um den Faktor 3 verteuert haben. Als Versicherungsmakler werden Sie wissen, woran es bei solchen Tarifen liegt. Und weiterhin werden sich selbst sauber kalkulierte Tarife weiterhin verteuern müssen, solange die explodierenden Gesundheitsausgaben finanziert werden müssen und Versicherte weiterhin unüberlegt wegen jedem Husten zum Facharzt rennen.

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