Fondsschließung – wenn offene Fonds geschlossen werden

Fondsschließung

Fondsschließung – Gut, schlecht oder Marketing-Gag?

Closed ! Geschlossen ! Du kommst hier nicht rein ! Es kann vorkommen, dass ein Fondssparer einen Investmentfonds in sein Fonds-Depot kaufen möchte aber leider nicht kaufen kann. Fondsschließung ist das Stichwort.

Fondsschließung – Was ist das? Und warum?

Eine Fondsschließung kommt häufiger vor und bleiben oft unbemerkt für den Privatanleger. Wenn Fonds zu wenig Anleger anlocken oder der Fonds wenig erfolgreich ist, bleibt das Fondsvolumen gering oder nimmt drastisch ab. Häufig bleibt für das Fondsmanagement nicht genügend Ertrag für die Arbeit übrig oder das Fondskapital genügt nicht, um die Anlagegrundsätze gem. Verkaufsprospekt umzusetzen. Dann werden Fonds geschlossen, aufgelöst und verschwinden von der Bildfläche.

Fondsschließung – Immobilienfonds mit hohen Kursverlusten

Die Fondsschließungen vieler offener Immobilienfonds in den letzten Jahren hatten da schon deutlich mehr Presse und negative Auswirkungen auf die Anleger. Hier führten Überbewertungen der Objekte, daraus resultierende Kursabschläge und ein panikartiger Verkauf von Anteilen, zu den Fondsschließungen. Noch heute sind einige der betroffenen Immo-Fonds in Auflösung. Die meisten Anleger haben dabei viel Geld verloren. Im Ergebnis führte das zu neuen Regeln für offene Immobilienfonds, die eine Wiederholung solcher Probleme vermeiden helfen (sollen).

In diesem Beitrag soll es aber um gewollte und gesteuerte Fondsschließungen gehen.

Fondsschließung als Liquditätssteuerung

Fondsschließungen als Steuerinstrument der Barreserven werden vom Fondsmanagement meist für einen bestimmten Zeitraum beschlossen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Arten der Fondsschließung (closing). Die Kapitalanlagegesellschaft kann ein sogenanntes „hard-closing“ beschließen oder ein „soft-closing“. Zu welcher Variante das Fonds-Management greift, hängt meist vom Ziel der Fondsschließung ab. Ein allgemein gültiges Reglement für ein closing gibt es dabei nicht.

Fondsschließung als hard-closing

Bei einem hard-close möchte das Fonds-Management erreichen, dass gar kein neues Kapital in den Fonds eingezahlt werden kann. Bei Fonds mit einem begrenzten Anlageuniversum könnte zu viel frisches Kapital dazu führen, dass dieses Geld nicht in Wertpapiere investiert werden kann, weil z.B. die Anzahl in Frage kommender Papiere dafür zu gering ist. Je illiquider und kleiner der Anlagemarkt ist, in dem der Fonds agiert, desto vorsichtiger muss die Fondsverwaltung mit der Liquiditätsplanung im Fonds sein. Häufig zwingen Anlagegrundsätze im Hinblick auf Maximalgrenzen von Barvermögen das Fondsmanagement dann zu einem hard-closing, wenn unerwartet viel frisches Kapital in den Fonds fließt. Aber auch Fonds mit flexibleren Anlagegrundsätzen und geringen Beschränkungen müssen hin und wieder aufgrund eines begrenzten Anlageuniversums der jeweiligen Fonds-Kategorie zu diesem Mittel der Fondsschließung greifen.

Im Ergebnis können in diesem Fall weder Neuanleger noch Bestandskunden diesen Fonds für die Zeit des closing kaufen bzw. aufstocken. Ein Verkauf von Anteilen ist dabei jedoch jederzeit möglich.

Fondsschließung als soft-closing

Bei dieser Variante ist es erklärtes Ziel, neues Kapital in unbegrenzter Höhe für den Fonds zu vermeiden. Ein soft-close soll dem Management dazu verhelfen, den Kapitalstrom „filtern“ zu können. So kommt es vor, dass Neukunden keine Anteile für die Zeit der Fondsschließung kaufen können. Bestandskunden, welche aber bereits Anteile des Fonds im Depot haben, können weiterhin Anteile hinzukaufen. Bei einen soft-close kann das Fondsmanagement aber auch beschließen, dass Neu- und Bestandskunden unter bestimmten Bedingungen neue Anteile kaufen können (siehe Squad Capital Growht unten). Auch hier ist ein Verkauf von Anteilen selbstverständlich jederzeit möglich.

Aktuelle Fondsschließungen bekannter Investmentfonds

Es gibt sehr viele aktuell geschlossene Fonds aus unterschiedlichsten Gründen. In der Folge schauen wir uns einmal drei bekannte und „gute“ Fonds an. Interessant dabei ist auch, welche Variante die Depotmanager gewählt haben und wie sie das Closing begründet haben.

  • DWS Aktien Strategie Deutschland (WKN: 976986) – hard-close seit März 2016

Dieser Fonds investiert im Schnitt 40% seines Kapitals in Nebenwerte, welche eine geringere Marktkapitalisierung haben, als z.B. deutsche Standardwerte. Eine Performance von fast 30 % in 2015 (zum Vergleich: DAX + 9,6 %) führte in 2015 zu über € 1 Mrd. frischem Kapital von Anlegern und ließ den Fonds auf ein Volumen von ca. € 3 Mrd. wachsen. Weil zu viel frisches Kapital nicht mehr sinnvoll angelegt werden kann, wurde der Fonds für neues Geld geschlossen.

  • Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (WKN: A0M8HD) – soft-close seit Mai 2016

Auch in diesem Fonds (im Musterdepot „FRF Flexible“ enthalten) wurde das closing mit dem hohen Anteil an Nebenwerten begründet, in die zu viel neues Geld nicht mehr angelegt werden kann. Offiziell gilt diese Fondsschließung für Neuanleger aber nicht für Bestandskunden. Somit handelt es sich um ein „soft-close“.

Fondsschließung als Marketing-Gag !?

Dass der Fonds nicht von Neuanlegern gekauft werden kann, ist definitiv falsch !

Anleger die ein Depot bei einer Fondsplattform führen, welche den Fonds schon in der Vergangenheit angeboten haben, können dort den Fonds auch als Neukauf erwerben.

Zusätzlich ist die Begründung der Fondsschließung unter Hinweis auf den hohen Nebenwerteanteil im Fonds wenig stichhaltig. Der Fonds investiert weltweit im Segment der Nebenwerte. Das Fondsvolumen beträgt aktuell jedoch nur ca. € 1,6 Mrd. Im Vergleich dazu hat der auf deutsche Titel spezialisierte – oben erwähnte – DWS Aktien Strategie Deutschland mit einem Volumen von ca. € 3 Mrd. sicher ein größeres Problem mit der Marktenge von Nebenwerten, als der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen.

Daher kann die Fondsschließung als Marketing-Gag betrachtet werden. Vielleicht möchte das Management den Fonds damit noch interessanter machen und stärker in den Focus der Anleger rücken ? Warum ein solcher qualitativ guter Fond das nötig hat, kann ich jedoch nicht beantworten.

  • Squad Capital Growth (WKN: A0H1HX) – soft-close (mehrfach in der Vergangenheit)

Der Fonds (ebenfalls im Musterdepot „FRF Flexible“) gehört zur Kategorie der Aktienfonds Europa und investiert dabei überwiegend in Aktien kleiner (small-caps) und kleinster (micro-caps) Aktiengesellschaften. Der in 2006 aufgelegte Fonds gehört zum Besten, was ein Anleger in seinem Fonds-Depot haben kann. Sämtliche Kennzahlen beweisen die Qualität des Fondsmanagements. Die Fondsmanager haben bereits in der Vergangenheit wiederholt für eine Begrenzung neuer Gelder im vergleichsweise „kleinen“ Fonds (Volumen 02.2016: ca. € 72 Mio.) gesorgt. Bei dem Zieluniversum macht eine Closing zur Begrenzung neuen Kapitals daher Sinn.

Closing-Bedingungen diskussionswürdig !

Auch bei diesem Qualitätsfonds gilt die offizielle Verlautbarung: „Du kommst hier nicht rein!“

Die volle Wahrheit sieht jedoch anders aus. Auch Neuanleger können den Fonds ins Depot kaufen. Dafür ist der offizielle Ausgabeaufschlag fällig. Soweit, so gut ! Der Finanzberater, der seinen Kunden diesen hochwertigen Fonds ins Fondsdepot legen möchte, geht dabei jedoch leer aus. In der Regel werden Finanzberater von der Fondsgesellschaft bezahlt, in dem diese dem Finanzberater den größten Teil des Ausgabeaufschlags als Entlohnung abrechnet. Während des Closing-Zeitraums beim Squad Capital Growth erhält der Finanzberater für seine Arbeit jedoch keine Entlohnung von der Fondsgesellschaft. Die behält nämlich den vollen Ausgabeaufschlag für sich ein.

Ein „Steuerungsinstrument“ mit diskussionswürdigen Bedingungen, wie ich finde.

Trotz Fondsschließung den Fonds-Favoriten kaufen

Wird das Fonds-Depot von einem versierten Fondsexperten betreut, kann er Ihnen zeigen, dass eine Fondsschließung – mit einem kleinen Umweg – umgangen werden kann, um den Fonds-Favoriten doch ins Fonds-Depot zu holen. Viele deutsche Börsenplätze (z.B. Hamburg, Berlin, München, Stuttgart, Frankfurt) ermöglichen den Börsenhandel mit Investmentfonds. Hier werden bei Kauf und Verkauf zwar Gebühren in Form von Kauf- und Verkaufsspesen fällig und die Fondsanteile wandern vorerst in ein Depot bei der Hausbank, über die der Kauf abgewickelt wird. Von dort kann dann der Finanzberater die Fondsanteile jedoch in das vorhandene Fondsdepot – welches er für Sie betreut – übertragen lassen. Ein wenig mehr Aufwand, der sich jedoch trotzdem lohnen könnte.


4 Meinungen zu “Fondsschließung – wenn offene Fonds geschlossen werden

  1. Stephan sagt:

    Ein sehr guter Artikel mit wichtigen Informationen und Erklärungen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das einigen eine sehr große Hilfe sein wird, zumal das ganze Thema ja doch umfangreicher ist, als so mancher glaubt.

    • Frank Rindermann sagt:

      Vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Bei den Verbrauchern ist das Thema Fondsschließungen meist unbekannt. Daher dieser Artikel. Wie so viele unserer Blogbeiträge, dienst er der Information und Aufklärung. Wenn wir dann auch noch dazu beitragen, dass sich der Leser tiefer mit einer interessanten Materie befasst, befriedigt uns das sehr 🙂

      Frank Rindermann

      • Gerhard Intemann sagt:

        Sie werden mit Ihrer These, dass den Verbrauchern dieses Thema meist unbekannt ist, recht haben. Zu diesen Leuten zählte ich bis dato auch, bis ich den hoch interessanten Artikel vom 14.01.21 in der Südd. Zeitung (Seite 18; „Fondsschließungen – Worauf Sparer beim Kauf achten sollten“) las. Meine erste Reaktion: Wenn tatsächlich die KVG`s weitgehend frei Hand haben, dann wird´s höchste Zeit, dass hier das Verbraucherrecht soweit wie möglich angeglichen wird. Ein Beispiel: Der Verweis, man könne ja die Rechenschaftsberichte laufend entsprechend prüfen, ist zu kurz gedacht, da z.B. beim Erscheinen der Berichte oft das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.
        Ich würde es begrüßen, wenn Sie die dortigen zahlreichen Punkte kommentieren würden.

        • FRF Versicherungsmakler in Karlsruhe sagt:

          Lieber Herr Intemann,
          vielen Dank für Ihren Beitrag.
          Leider wird auch in der Süddeutschen im Segment „Investment“ viel Unsinn geschrieben. Gerade zum Thema „Fondsschließungen“ gibt es auch unter den Autoren Unwissenheit und die „copy&past“-Mentalität. Die Artikelplätze müssen ja regelmäßig belegt werden ;-).

          Auch wenn es – in wenigen Ausnahmefällen – für Anleger tatsächlich nachteilig sein kann (nicht zwangsläufig sein muss!), wenn ein Fonds geschlossen wird, so merken in den meisten Fällen nicht nur Anleger, welche den Fonds bereits im Depot haben, gar nichts von dem „close“, sonder auch Neuanleger können den Fonds immer noch kaufen. Auch diese Neuanleger bemerken die „Fondsschließung“ überhaupt nicht.
          Dazu erscheint hier demnächst ein neuer Artikel über eine aktuelle Fondsschließung eines TOP-Fonds.

          Bei objektiver Betrachtung ist eine Fondsschließung in allen mir bekannten Fällen bisher immer zum Schutz des Fonds und seiner Anleger initiiert. Über den Details der Schließung , die eine Auswirkung auf Bestands- und Neuanleger haben, kann man diskutieren. Über die Entscheidung der Fondsschließung an sich, meiner Meinung nach aber (leider) nicht. Eine Kapitalanlagegesellschaft ist in der Regel ein privatwirtschaftliches Unternehmen und hat eben auch das Recht, sein Geschäftsmodel zu ändern oder anzupassen

          Ich bitte um Verständnis, dass ich den Beitrag in der Süddeutschen nicht kommentieren werden. Die Süddeutsche Zeitung ist es tatsächlich nicht wert, auf solche Artikel zu reagieren. Ich rate z.B. meinen Kunden stets, solche Artikel in den Medien zu lesen aber auch gleich wieder zu vergessen. Der Anteil an verlässlichen Fakten in solchen Beiträgen ist leider verschwindend gering.

          Mit den besten Grüßen
          Frank Rindermann

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