Keine Ahnung von der Rentenhöhe in Deutschland

Rentenhöhe
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Unkenntnis von der Rentenhöhe in Deutschland

Deutsche Bürger haben überwiegend keine Ahnung von ihrer Rentenhöhe in Deutschland zum Beginn ihres Ruhestandes. Eigentlich sollte man vermuten können, dass der deutsche Arbeitnehmer heute ungefähr weiß, was die gesetzliche Rentenversicherung im Alter an Ruhestandseinkommen zahlt.

Immerhin ist regelmäßig in den Medien zu lesen, dass die Altersarmut in Deutschland längst angekommen und schon lange kein Schreckensgespenst mehr ist. Und doch scheint die Kenntnis über realistische Größenordnungen der durchschnittlichen Altersrente in Deutschland sehr gering zu sein. Sogar die eigene zu erwartende Rentenhöhe ist den meisten kaum bekannt. Nicht einmal annähernd. Deutsche haben meist keine Ahnung von der Rente.

Umfragen und Studien zeigen ein erschreckendes Bild

Ein Format des Hessischen Rundfunks hat eine Umfrage in einem Supermarkt in Rüsselsheim gemacht und gefragt, wie viele Deutsche Rentner wohl eine Rente von € 3.000 oder mehr pro Monat von der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen. Die Befragten schätzten die Zahl zwischen 5 bis 30 % aller deutschen Rentner. Jemand vermutete sogar, dass es über 50% aller Rentner sein, die diese gigantisch hohe Rente erhalten würden. Die ungefähre Rentenhöhe in Deutschland ist den meisten völlig unbekannt.

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Erstaunliche Antworten. Erschreckendes Unwissen. Zumal die Mehrheit der befragten Bürger schon älter waren und somit bald selbst ihre eigene Rente erwarten.

Die korrekte Antwort lautete übrigens …

„40 deutsche Rentner bekommen € 3.000 Rente oder mehr!“

(Quelle: Deutsche Rentenversicherung Stand 2020)

Renteninformation der Rentenversicherung führt in die Irre

Die Deutsche Rentenversicherung verschickt an alle Einzahler, die mindestens 27 Jahre alt sind und für die bereits 5 Beitragsjahre registriert sind, automatisch jedes Jahr die Renteninformation per Post. In dieser Renteninformation sind sowohl die bisher erreichte Altersrente, die voraussichtliche Altersrente zum Rentenbeginn und die aktuelle Erwerbsminderungsrente aufgeführt. Leider sind diese Zahlen irreführend. Die genauen Details kann man dort nachlesen. Allerdings sind diese Details für die meisten Normalbürger kaum verständlich, weil viel zu kompliziert beschrieben. Daher haben die meisten ein völlig falsches Bild von Ihrer zu erwartenden Altersrente.

Wie man seine Renteninformation richtig liest und welche Anpassungen an die persönlichen in der Renteninformation genannten Rentenhöhen notwendig sind, erkläre ich ausführlich in einem der nächten Beiträge !

Unkenntnis über die Rentenhöhe in Deutschland beabsichtigt?

Diese Unkenntnis über die gesetzliche Rentenhöhe in Deutschland hat sich auch in den letzten Jahren – trotz regelmäßiger Medienberichte und trotz „Aufklärungskampanien“ der Regierung – nicht verändert. Schon in 2015 habe ich in dem Artikel „Von der Rentenhöhe keine Schimmer“ auf dies Wissenslücke hingewiesen. Zu kompliziert und zu intransparent ist das deutsche Altersvorsorgesystem in seiner ganzen Fülle. Ich behaupte nach wie vor, dass das gewollt ist.

„Die gesetzliche Rentenversicherung ist mit voller Absicht kompliziert und intransparent. Wenn jeder Arbeitnehmer das System verstehen würde, gäbe es vermutlich einen Aufstand.“

Die durchschnittliche Rentenhöhe in Deutschland

Nach den Daten der Deutschen Rentenversicherung betrug im Jahr 2022 die durchschnittlich gezahlte gesetzliche Altersrente in den alten Bundesländern € 1.218 für Männer und € 809 für Frauen. Diese Zahlen sind Bruttowerte. Davon sind evtl. Steuern zu zahlen und auf jeden Fall Beiträge zur Krankenversicherung. Die verfügbaren Nettorenten sind demnach noch geringer. In 2022 wurden insgesamt über 14,86 Millionen Altersrenten in Westdeutschland ausgezahlt. In der gesamten Bundesrepublik waren es 18,52 Millionen.

Weiter unten schauen wir uns einmal an, wie viele Rentner in Deutschland mehr als die o.g. Durchschnittsrenten erhalten.

Der ominöse deutsche Eckrentner

Häufig ist vom Eckrentner – oder richtiger von dem Standardrentner – die Rede. Auch die Deutsche Rentenversicherung kennt diesen Standardrentner. In der Realität finden sich nur sehr wenige s.g. Standardrentner in Deutschland.

Ein Standardrentner muss nämlich 45 Jahre lang jedes Jahr genau das statistische Durchschnittseinkommen aller deutscher Arbeitnehmer verdienen. 45 Beitragsjahre schaffen schon mal nicht so viele Arbeitnehmer. Man müsste dafür nämlich ab dem 22 Lebensjahr bis zum Rentenbeginn mit 67 ohne Lücke sozialversicherungspflichtiges Arbeitseinkommen gehabt haben. Und vom ersten Jahr an immer das Durchschnittseinkommen; allein das ist schon mal utopisch.

Rentenhöhe

In der Regel verdienen Lehrlinge nur ein Bruchteil dieses Durchschnittseinkommens. Auch in den ersten Berufsjahren ist es sehr schwer, schon in diese Gehaltsklasse aufzusteigen. Darüber hinaus dürfen in diesen 45 Jahren keine Fehlzeiten durch längere Krankheiten oder gar Arbeitslosigkeit vorkommen.

Auch für Hochschulabsolventen und Akademiker wird es schwer 45 Beitragsjahre zusammen zu bekommen. Wie oft kommt es vor, dass ein Studienabschluss mit 22 absolviert ist und gleich mit einem Gehalt in Höhe des Durchschnittseinkommens eine Stelle gefunden wird?

Sehen wir uns einmal an, was dieser Eckrentner – selbst wenn jemand alle o.g. Voraussetzungen erfüllt – an gesetzlicher Rente erhält. Nutzen wir dazu die oben erwähnten Fakten:

Bruttorente eines deutschen Eckrentners

45 Beitragsjahre mit deutschem Durchschnittseinkommen in jedem Beitragsjahr. Rentenbeginn 2022:

45 EP x € 36,02 (Rentenwert je EP) = € 1.620,90 Bruttorente

Nun sind von dieser Bruttorente aber noch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zu bezahlen. Für Rentner in der gesetzlichen Krankenversicherung sind das rund 11%. Hier also ca. € 178. Verbleibt eine Rente in Höhe von etwa € 1.443. Jetzt möchte auch das Finanzamt seinen Anteil an der gesetzlichen Rente haben. Ein Anteil von 18% verbleibt für Rentner, die in 2022 erstmals in Altersrente gingen, steuerfrei. Für den Rest werden etwa € 60 mtl. an Einkommensteuer fällig. Freibeträge und Sonderausgabenabzüge sind hier bereits berücksichtig.

Unser Eckrentner hat also eine echte monatliche Nettorente von ca. € 1.383 für seinen Ruhestand zur freien Verfügung.

Die größtmögliche Rentenhöhe in Deutschland

In 2022 betrug die Höchstrente nach 45 Beitragsjahren rund € 3.242. Um diese gigantisch klingende Rentenhöhe in Deutschland zu erreichen, muss ein Arbeitnehmer in jedem seiner Berufsjahre mindestens ein Bruttogehalt in Höhe der jeweiligen Beitragsbemessungsgrenze verdienen. Für das Jahr 2022 war das in Westdeutschland ein monatliches Bruttogehalt in Höhe von € 7.050. Dafür erhielt er dann rund 2 Entgeltpunkte (EP) pro Jahr und kommt so auf ca. 90 EP in seiner Rentenbiografie. Zu einer solch hohen Bruttorente kommen nicht mehr als zwei Dutzend Rentner in Deutschland.

Die Rentenhöhe in Deutschland – Ein erschreckender Überblick

Noch ein Blick auf weitere wichtige Fakten, die jeder Erwerbstätige in Deutschland kennen sollte. Nur mit der Kenntnis der Fakten kann jeder selbst die Dringlichkeit seiner eigenen privten Vorsorge für sein Alter verstehen.

Ungefähr 4% aller deutschen Rentner sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Das sind immerhin fast 600.000 Menschen. Sie erhalten zu Ihrer geringen Rente also noch eine staatliche Aufstockung, damit sie überhaupt irgendwie über die Runden kommen.

Wem kommt bei diesen Fakten nicht automatisch das Bild eines Flaschen sammelnden Rentners in den Kopf?

Jeder 4. Rentner bezieht – laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts vom 29.09.22 – eine Rente von weniger als € 1.000 monatlich. Das sind 25% aller Rentner oder mehr als 4,6 Millionen Menschen.

Laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung bezogen in 2021 nur 3,2% aller Rentner in Deutschland eine (Brutto)Rente von mehr als € 2.100. Das sind immerhin 593.000 Menschen.

Wie oben im Video bereits gesehen, gab es 2020 ca. 40 Rentner (= 0,00022%) in Deutschland, die eine (Brutto)Rente in Höhe von € 3.000 oder mehr bekommen.

Die gesetzliche Rentenversicherung ist nur eine Grundversorgung

Die gesetzliche Rentenversicherung ist und bleibt nur eine Grundversorgung für das Alter. Das sollte jeder Arbeitnehmer wissen. Nur die zusätzliche Vorsorge mit eigenverantwortlichen privaten und betrieblichen Rentenverträgen, sowie einer zusätzlichen Kapitalbildung sichert im Alter den gewohnten Lebensstandard.

Private Altersvorsorge so früh wie möglich beginnen

Wer frühzeitig damit beginnt, kann schon mit einem Einsatz von etwa 10% des Nettoeinkommens eine Altersversorgung für sich aufbauen, die verlässlich ist und mit der die Aussicht auf das Rentenalter ohne Sorgen sogar Spaß machen kann. Mit steigendem Einkommen sollte der Vorsorgebetrag auf 20% oder mehr angehoben werden. Wer erst später damit beginnen kann, verschenkt den so wertvollen Zinseszinseffekt, der wie ein Turbo wirkt und müsste bereits mit 20% und mehr seines Nettoeinkommens beginnen.

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