Kosten in Fondspolicen – Problem Nettorendite

Kosten in Fondspolicen – Ein Artikel in 2 Teilen

Im 1. Teil unseres Artikels konnten Sie lesen:

  • Warum fondsgebundene Rentenversicherungen ?
  • welche Vorteile Fondspolicen für die Altersvorsorge haben.
  • sind Kosten in Fondspolicen absichtlich kompliziert dargestellt ?
  • Verbraucher mit Kostenangaben überfordert.

Kosten in Fondspolicen (Teil 2) – Problem Nettorendite

Irreführende Berechnungsgrundlagen

Renditeangaben in Angeboten zu Fondspolicen können nicht 1:1 auf die Renditen der in der Police gewählten Investmentfonds übertragen werden. Dieser Umstand ist jedoch kein Problem der Investmentfonds – wie gern kolportiert wird – sondern der Art der Hochrechnung der Versicherungsgesellschaften geschuldet. Für die Hochrechnung der Ablaufleistung wird eine lineare Verzinsung (z.B. 6%) des Beitrags vorgenommen und die Versicherungskosten abgezogen; es wird demnach mit einer Nettorendite gerechnet.

In Fondspolicen werden die eingezahlten Beiträge jedoch – nach Abzug der Versicherungskosten – in Investmentfonds investiert. Investmentfonds werden von Fondsgesellschaften betrieben und verwaltet. Dafür fallen Kosten und Gebühren (TER) an; als Gegenleistung der Tätigkeiten für den Anleger.

Denken Sie an den Grundsatz im Prolog  „Leistung und Gegenleistung“ !

Diese Kosten (TER) werden dem Fondsvermögen direkt entnommen. Die Fondsrendite – als Bruttorendite zu verstehen – muss also um diese Kosten bereinigt werden.

Zur Verdeutlichung

Eine Anlage ohne jegliche Kosten (die es in der Realität bei Investmentanlagen nicht gibt!) erzielt eine Rendite von 6% p.a. Im Ergebnis macht das z.B. € 600.000.

Damit ein Investmentfonds – der ein TER von 1,5% p.a. ausweist – das gleiche Ergebnis an seine Anteilsinhaber auszahlen kann, muss er demnach eine Bruttorendite von 7,5% p.a. (6% Rendite plus 1,5% TER) erzielen, damit die € 600.000 auf alle Anteilsbesitzer des Fonds verteilt werden können.

Der Unterschied ist in der Summe umso bedeutender, je länger die Mehrrendite für das gleiche Ergebnis erzielt werden muss. Dem Verbraucher, der jedoch ein Angebot mit einer hochgerechneten Nettorendite in den Händen hält, ist sich der Bedeutung, dem Unterschied und den erheblichen Auswirkungen auf die berechnete Ablaufsumme der Police in keiner Weise bewusst.

Kostenwirrwarr von Versicherer und Gesetzgeber „gefördert“?

Auf der Suche nach den „Schuldigen“ des Kostenwirrwarrs, könnte man – bei genauer Betrachtung – schnell bei Versicherungsgesellschaften und dem Gesetzgeber fündig werden. Beide Seiten scheinen keinerlei Interesse daran zu haben, dass Kosten in Vorsorgeprodukten klar, unmissverständlich, auch für Laien nachvollziehbar und vor allem mit einheitlichen Grundlagen und Berechnungswegen ausgewiesen werden.

Die seit 2015 verbindlich eingeführte neue Kosten-Kennzahl „Reduction in Yield“ (RiY) zeigt das kolportierte Bemühen zum Verbraucherschutz und Kostentransparenz. Doch diese Kennziffer ist erklärungsbedürftig und damit für Verbraucher eben nicht transparent. Fernhin ist sie nur begrenzt – weil nur bei gleichen Parametern – als Vergleichsmaßstab mehrerer Produkte nebeneinander brauchbar. Mit dem einfachen Ausweis der RiY in Produktangeboten wird die Entscheidungsfindung für den Verbraucher nicht einfacher, sondern eher „Fehlentscheidungsanfälliger“.

Sämtliche bis heute eingeführten „Transparenzoffensiven“ zu Schutze der Verbraucher sind ohne wirklichen Nutzen. Transparenz kann nicht durch die bloße Benennung einzelnen Kostenfaktoren erreicht werden, wenn die Wirkung der Berechnungsgrundlagen vom Verbraucher nicht verstanden und nachvollzogen werden kann.

Falsches Verständnis der verwendeten Nettorendite

Bei der gängigen Verwendung von Nettorenditen in Hochrechnungen der Angebote (z.B. 6%) ist also zu beachten, dass die Rendite des zugrunde liegenden Fonds eine höhere Rendite als die beispielhaften 6% erzielen muss. Die Fondsrendite (Bruttorendite) muss um den Kostenanteil der Versicherungskosten und der Fondskosten höher sein, um auf das gleiche Endergebnis der Nettorendite zu kommen. Wird die Wirkung der Fondsrendite als Bruttorendite nicht beachtet, tritt bei Vertragsende erhebliche Enttäuschung ein. Ohne genaue Aufklärung erwartet der Vertragsinhaber nämlich bei einer Fondsrendite von 6% genau den Wert aus seiner Hochrechnung. Dann ist es für Erklärungen sicher zu spät.

Finanzberater müssen über Kostenwirkung aufklären

Wird diese Kostenwirkung auf das Endergebnis vom Berater nicht erläutert, könnte die Enttäuschung des Kunden für den Berater Konsequenzen haben. Hat der Berater die Aufklärung über die Kostenrelevanz nicht dokumentiert, könnte der Kunde sich eventuell beim Berater schadlos halten und auf Schadenersatz klagen.

Fehlinterpretationen der Kosten weit verbreitet

Die Diskrepanz der verwendeten Verzinsung in den Angeboten der Versicherer und die notwendige Fondsrendite um das Ergebnis der Hochrechnungen zu erreichen, wird leider immer wieder – auch in den Medien – falsch interpretiert. Schnell wird dabei von „Kostenfalle“ oder „Abzocke“ geschrieben. Solche – durchaus medienwirksame – Aussagen zeigen jedoch, dass die Materie in keiner Weise verstanden wird. Solche Fehlinterpretationen führen sicher auch dazu, dass eine lukrative Altersvorsorgemöglichkeit noch immer nicht in wünschenswerter Breite bei den Verbrauchern angekommen ist.

Das falsche Verständnis der Kosten in Fondspolicen ist schnell erklärt:

Sie kennen den „Äpfel-mit-Birnen-Vergleich“ !?

Immer wieder werden zwei Renditeergebnisse gegenübergestellt, die nicht miteinander vergleichbar sind. In den Hochrechnungen wird bei der Nettorendite eine kostenfreie Verzinsung von z.B. 6% p.a. angewendet. Solche kostenfreien Anlagen gibt es im Investmentbereich jedoch nicht. Jede höher rentierliche Anlage beinhaltet Kosten irgendwelcher Art. Es wird also eine nicht mit Kosten belastete Anlage mit einer Fondsanlage verglichen, die generell Kosten beinhaltet. Die Differenz ist selbstverständlich groß.

Ob diese Differenz aufgrund des falschen „Äpfel-Birnen-Vergleichs“ relevant ist, kann diskutiert werden. Grundlage dieser Diskussion kann dann jedoch nur sein, ob eine hypothetische, nicht existente, kostenfreie Investmentanlage mit einer realen, kostenbelasteten Investmentanlage verglichen werden darf. Gleichzeitig ergibt sich die Frage, warum die Kosten immer wieder einer medialen Kritik ausgesetzt sind ? Die hypothetische, nicht existente, kostenfreie Anlage jedoch nicht?

Geringe Kosten besser als hohe Kosten?

Die so häufig zu hörende Aussage, dass hohe Kosten immer gegen ein Produkt sprechen ist schlichtweg falsch, wenn sie ohne relativen Bezug geäußert wird. Eine Kostenbetrachtung ist immer in Relation zu den Renditechancen zu sehen. Wie ist ein Vertrag mit einer Kostenquote von z.B. 2 % zu bewerten, wenn mit diesem Produkt eine (Brutto-)Rendite von 6 % erreicht wird. Eine Nettorendite von 4 % wäre das Ergebnis. Ein Produkt mit einer Kostenbelastung von 4 % erreicht dagegen eine Rendite von 20 % p.a. Trotz doppelt so hoher Kosten kann diese Anlage eine 4x so hohe Nettorendite (16%) erreichen, wie das erstgenannte Produkt.

Die Kostenbetrachtung eines einzelnen Produktes kann ohne diese Erkenntnis, schnell zu einer Fehlentscheidung führen. Erst in einem Produktvergleich mit gleichen Parametern ist die Kostenbetrachtung aussagekräftig . Bei gleichem Ergebnis ist dann der Vertrag mit den niedrigsten Gesamtkosten die logische Entscheidung oder – bei gleicher Kostenhöhe – der Vertrag mit der höheren Ablaufleistung bzw. Rentenhöhe.

Kostenproblem ist vermeidbar

Das Kostenproblem wäre zu vermeiden. Würden Versicherer z.B. die Ablaufleistungen mit Bruttorenditen – nach Versicherungskosten – hochrechnen, wäre das Kostenthema keines mehr. Die erwartet Ablaufleistung eines Vertrages würde den Vertragskunden tatsächlich erreichen, wenn der Fonds eine Rendite von 6% p.a. erzielt, da die Fondskosten (TER) in der Fondsrendite enthalten sind.

Bei einheitlicher Verwendung von Brutto-Fondsrenditen anstelle von Nettorenditen in den Hochrechnungen der Versicherer müssten Fondskosten also nicht mehr berücksichtigt werden. An relevanten und vergleichbaren Kosten blieben nur noch die Versicherungskosten (Mantelkosten) übrig, die anzugeben wären.

Vorteile der Bruttorendite

Bei Verwendung einer Bruttorendite statt der Nettorendite in den Hochrechnungen von Fondspolicen würde eine Reihe von Problemen gelöst:

  • Kunden würden das in den Angeboten aufgeführte Endergebnis erreichen, wenn der zugrunde liegende Fonds die angenommene Rendite p.a. erzielt.
  • Kunden wären nicht mehr über das Endergebnis aufgrund falscher Zahleninterpretation enttäuscht.
  • Der Finanzberater hätte kein Haftungsproblem.
  • Das Thema „Kosten in Fondspolicen“ wäre kein Negativthema mehr.
  • Die PIB’s wären verständlicher.
  • Die Versicherer würden sich eines Imageproblems entledigen.
  • Allen Beteiligten wäre geholfen.

Liebe Politiker, Verbraucherschutz könnte so einfach sein.


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