Bei sachlicher Betrachtung der gesetzlichen Krankenversicherung wird ersichtlich, dass das heutige System vielen Einflussfaktoren unterworfen und demographisch zunehmenden Belastungen ausgesetzt ist. Dazu ein paar Fakten:
1. Der Gesundheitsfonds
Diese Art der Finanzierung ist Komplex und unterliegt vielen externen Einflüssen. Auf der Seite der Beitragseinnahmen besteht ein direkter Zusammenhang mit
- Anzahl der Beitragszahler
- Höhe des Einkommens der Beitragszahler
- Höhe des Beitragssatzes
- Höhe des Staatszuschusses
Reduzieren sich die Zahlen zu den o.g. Punkten in der Zukunft, so fehlen sofort Beiträge zur Finanzierung der Ausgaben. Auf der Kostenseite wirken sich aus
- steigende Kosten für Medikamente, Geräte, Diagnostik, Honorare etc.
- medizinischer Fortschritt
- steigende Lebenserwartung
- Anspruchsdenken und Häufigkeit der Inanspruchnahme
Aus allen Punkten resultieren höhere Ausgaben. Dieses führt unweigerlich zu einem Missverhältnis von Beitragseinnahmen und Ausgaben. Die Folgen sind bekannt:
- Krankenkassen gehen in Konkurs (werden von anderen Kassen übernommen)
- Beitragssätze werden angehoben; Zusatzbeiträge werden von den Kassen erhoben.
- Der Gesetzgeber beschließt eine weitere „Gesundheitsreform“, welche in der Vergangenheit stets von Kürzungen oder gar der Streichungen von Leistungen gekennzeichnet waren.
In 2012 werden Meldungen laut wie „Gesetzliche Krankenkassen sitzen auf Milliardenüberschüssen“ oder „Beitragssatz zur GKV kann reduziert werden“. Am System ändern solche – durchaus erfreuliche – Nachrichten jedoch nichts. In diesem System müssen keine Rücklagen gebildet werden, wie wir es aus der PKV kennen. Sobald sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingen wieder verschlechtern, werden diese Überschüsse schnell aufgezehrt sein.
2. Demografische Entwicklung:
Die statistische Lebenserwartung wächst immer schneller. Noch vor circa 20 Jahren wurden die „Sterbetafeln“ (statistische Berechnung der Restlebenserwartung je Jahrgang) ungefähr alle 10 Jahre erneuert; alle 10 Jahre wuchs die Lebenserwartung im Durchschnitt um etwa 2 Jahre. Heute werden die Sterbetafeln schon mindestens alle 5 Jahre erneuert, da die Lebenserwartung bereits alle 3 Jahre um ca. 1 Jahr zunimmt. Durch die längere Lebensdauer, benötigen die Menschen länger medizinische Versorgung, was in der Folge die Kosten pro Kopf im Durchschnitt ansteigen lässt.
3. Medizinischer Fortschritt:
Die Medizintechnik, die Diagnosetechnik und die Entwicklung von neuen und wirksameren Medikamenten lässt die Kosten für die Versorgung auch in diesem Punkt weiter steigen. Der technologische Fortschritt wird in Zukunft die strengen Hürden des Sozialgesetzbuches überwinden und somit auch den Kassenpatienten zugänglich gemacht werden müssen. Noch gelingt es den gesetzlichen Krankenkassen die „Kostenbremse“ über die stringente – und wenig fortschrittliche – Anwendung der Regularien des SGB V anzuwenden. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis der technische Fortschritt auch hier zu neuen, erfolgreichen aber eben auch teuren Behandlungsmethoden führen wird.
4. Pflegekosten:
Die Problematik steigender Pflegezahlen wird erst in der nächsten Zeit öffentlich werden. Aktuell zeigen sich erste Informationen in breiter Front und entsprechende Reaktionen. Die Explosion der Pflegekosten wird in den nächsten Jahren das System der gesetzlichen Pflegekassen, die von der GKV durchgeführt wird, zusätzlich und nachhaltig belasten. Es ist zu erwarten, dass spätestens dann der Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung nochmals in Frage gestellt werden wird.