Mit 5 Fragen durch starke Kursschwankungen

Fondsdepots
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Mit 5 Fragen durch starke Kursschwankungen

Sie sind bei größeren Kursschwankungen an den Kapitalmärkten verunsichert und fragen sich, ob Sie richtig investiert sind ? Sollten Sie verkaufen ? Jetzt kaufen oder nachkaufen ? Was ist richtig, was ist falsch ?

Mit nur 5 Fragen stellen wir fest, ob die Kursschwankungen Ihre Anlagestrategie tatsächlich gefährden.

Kursschwankungen gehören dazu

Zu den größten Ängsten unaufgeklärter – oder korrekter: fehlinformierter – Anleger gehören die Kursschwankungen von Wertpapieren. Sie verwechseln diese Schwankungen (Volatilität) mit dem Verlustrisiko ihrer Anlage. Es sollte die Pflicht eines jeden Finanzberaters sein, seine Kunden schon vor der Anlage in Wertpapieren darüber aufzuklären, dass Kursschwankungen und Anlagen an den Kapitalmärkten untrennbar verbunden sind. Ohne Schwankungen gäbe es keinen Kapitalmarkt und ohne Kapitalmarkt keine Renditen.

Wie reagieren Anleger und Berater auf starke Kursschwankungen?

Mit Investmentfonds durch jede KriseIn der Vergangenheit gab es immer wieder drastische Kurseinbrüche an den weltweiten Kapitalmärkten. Die Medien verbreiten heute die (angeblichen) Auslöser und die Ergebnisse solcher Kurseinbrüche rasend schnell. Häufig beginnt damit eine Spiralwirkung, da durch die Berichterstattung Kleinanleger in Panik geraten und im Abwärtsstrudel ihre Wertpapiere vorschnell verkaufen.

Vor allem fehlinformierte Anleger sind verunsichert und fragen ihren Berater, ob man nicht auf solche Kursschwankungen reagieren sollte. Sie meinen damit den Verkauf ihrer Anlage, selbst wenn Verluste realisiert werden. Das bloße herabreden der Situation durch den Berater oder Durchhalteparolen ohne Substanz sind kontraproduktiv. Der Kunde könnte den Eindruck erhalten, der Berater wolle nur den Abzug des Kapitals vereiteln.

Besser wäre es, die Situation zu nutzen und noch einmal die aktuelle Anlagestrategie und die Zielsetzung mit dem Kunden zu besprechen. So finden Anleger und Berater gemeinsam heraus, ob kurzfristige Kursschwankungen die langfristige Anlagestrategie gefährden oder nicht.

Lesen Sie auch: „Mit Investmentfonds durch jede Krise“

Wir selbst nutzen solche stürmischen Zeiten immer wieder, um mit unseren Investmentkunden folgende 5 Fragen zu klären:

Frage 1: Panik oder langfristige Marktveränderung?

Panik ist immer ein Zeichen von Unsicherheit und Angst. Panik macht blind und vereitelt logisches Denken. Den Medien ist durch ihre undifferenzierte und reißerische Berichterstattung eine Mitschuld an solchen Panikverkäufen an den Börsen zuzuschreiben. Der Anleger glaubt den Medienberichten, statt sich selbst grundlegende Fragen zu stellen. Die Fragen nach dem tatsächlichen Grund der Kurseinbrüche und der langfristigen Bedeutung der auslösenden Schlagzeilen werden meist nicht gestellt.

Wichtigste Fragestellung sollte bei starken Kursschwankungen sein:

Hat sich an der Ertragserwartung meines Investments durch den (vermeintlichen) Auslöser der Schwankungen nachhaltig und langfristig etwas verändert ?

Ist das nicht der Fall, ist kein Grund gegeben das Wertpapier zu verkaufen. Hier sollte eher ein Nachkauf überlegt und geplant werden.

Ein Verkauf wäre angebracht, wenn sich grundlegende und langfristige Dinge an der Werthaltigkeit des Wertpapiers verändert hat.

Beispiel:

Automobilhersteller sollten zukünftig ihr Geschäftsmodel verlieren, wenn weltweit beschlossen werden würde, dass Personenverkehr nur noch mit Hubschraubern stattfinden darf. Hier würde eine grundlegende Änderung in der zukünftigen Ertragserwartung die Verkaufentscheidung logisch bestätigen.

Gewinnstarke Automobilhersteller zu verkaufen, nur weil ein Autokonzern mit Abgaswerten gemogelt hat, wäre töricht. Solche Nachrichten werden über kurz oder lang vergessen. Der Konzern wird auch in Zukunft Autos verkaufen können. Ein zwischenzeitlicher Verkauf und ein späterer Wiedereinstieg wäre der Versuch von „market-timing“. Ob das gelingt ist eine Frage des Glücks und nicht des Sachverstandes (siehe Frage 5).

Frage 2: Passt mein Depot noch zu meinem Anlageziel?

Ein Depot sollte anhand der persönlichen Risikoneigung und einem geplanten Anlageziel zusammengestellt werden. Sofern ein professioneller Berater im Spiel ist, sollte das der Fall sein. Die Anlageziele können sich – wie auch die grundsätzliche Risikoneigung – im Verlauf mehrere Jahre aber ändern.

Ein guter Finanzberater wird regelmäßig das Depot im Hinblick auf das Anlageziel und der Anlagedauer analysieren und Veränderungen vorschlagen, sofern notwendig. Auch und gerade bei heftigen Kursschwankungen kann es angebracht sein, das Anlageziel und die Risikoneigung des Anlegers noch einmal zu prüfen. Es kommt nicht selten vor, dass Anleger erst während einer stürmischen Börsen-See Begriffe wir „Chance“, „Risiko“ und „Volatilität“ richtig einzuschätzen wissen.

Frage 3: Wie wirken „Sicherheit“ oder „Risiko“ auf mein Depot?

Zu viele Anleger setzen „Sicherheit“ gern mit „ohne Verlustrisiko“ gleich. Der Finanzberater definiert den gleichen Begriff eher mit „Schwankungsärmer“ (als andere Wertpapiere). Für einen langfristigen Anlageerfolg ist es zwingend notwendig, dass der Anleger versteht, dass Sicherheit untrennbar mit geringerer Rendite verbunden ist.

„Risiko und Rendite sind siamesische Zwillinge. Der Eine geht niemals ohne den Anderen irgendwohin.“ (Frank Rindermann)

Es gibt keine risikolose Anlage, mit Renditen oberhalb der Inflation. Die meisten – vermeintlich – risikoarmen Wertpapiere wie Staatsanleihen, rentieren (nominal) regelmäßig unter der Inflationsrate. Um eine nennenswerte Netto-Rendite (nach Abzug der Inflation) zu generieren, muss ein „Risiko“ akzeptiert werden. Rendite ist daher eine Risikoprämie und kann als „Lohn der Angst“ bezeichnet werden.

Ein „sicheres“ Depot wird langfristig immer eine geringere durchschnittliche Rendite aufweisen, als ein „riskantes“ Depot.

Wichtig ist, dass „Risiko“ als Kursschwankungsrisiko um den Erwartungswert (Mittelwert) erkannt wird. Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass die Volatilität eines Anlagewertes (Asset) niemals allein betrachtet werden darf. Die Vola ist nur eine Kennziffer von vielen, die erst in ihrer gemeinsamen Analyse mit anderen Kennziffern eine aussagefähige Prognose für oder gegen ein Asset erlauben.

Frage 4: Wie wirkt die geplante Anlagedauer auf mein Depot?

Dass die durchschnittliche Schwankung eines Wertpapier-Depots mit zunehmender Anlagedauer deutlich reduziert wird, ist inzwischen unstrittig und auch für Laien leicht nachvollziehbar. Ein Blick auf den DAX-Chart der letzten 10 Jahre verdeutlicht diese Tatsache.

Deutlich ist zu erkennen, dass die Schwankungsbreite um den Mittelwert des Dax-Index – also die Volatilität (Vola) – kurz- bis mittelfristig stark ansteigen kann. Im langfristigen Mittel ist diese Schwankungsbreite – und damit das Risiko (von Kursschwankungen) – deutlich geringer.

Eine lange Anlagedauer reduziert also deutlich die Schwankungsbreite. Unterschiedliche Anlageklassen (Assetklassen) weisen unterschiedliche historische Schwankungsbreiten auf. Die für das Anlageziel notwendige Depotzusammensetzung wird demnach auch durch die historischen Vola`s der enthaltenen Assetklassen bestimmt.

Auch die folgende Grafik verdeutlicht, dass bei einer kurzen Anlagedauer die Schwankungen größer sind als bei längerer Anlagedauer. Dafür reduzieren sich aber mit zunehmender Anlagedauer die möglichen Verlustphasen.

Kursschwankungen

Frage 5: Ist Markt-Timing sinnvoll?

Markt-Timing folgt der Idee „Der Gewinn liegt im Einkauf“. Zu einem niedrigen Kurs einsteigen und auf dem Höchstkurs verkaufen. Klingt einfach und logisch. Für Investitionen im Kapitalmarkt ist diese Schlussfolgerung  aber trügerisch und – durch viele finanzwissenschaftliche Studien belegt – gar nicht möglich. Nur der Besitzer der berühmten „Glaskugel“ wäre dazu in der Lage.

Die folgende Grafik verdeutlicht das Ergebnis von Markt-Timing-Versuchen der Anleger.

Wer von September 2006 bis September 2016 in weltweite Standardwerte (hier durch den Vergleichsindex MSCI World dargestellt) investiert blieb, konnte sich über eine jährliche Rendite von 6,09 % freuen. Wer versuchte den „richtigen Zeitpunkt“ für Kauf und Verkauf zu finden, und dabei nur die besten 10 Tage in diesem Zeitraum verpasste, wurde mit einem Kapitalverlust von 1,21 % p.a. bestraft. Wurden sogar die besten 30 Tage verpasst, verlor man jedes Jahr 9,01 % seines Kapitals.

„Hin und her macht Taschen leer“

Das gleiche (negative) Ergebnis wird zudem auch erzielt, wenn man zu häufig die Anlage wechselt; also ständig kauft und verkauft. Nicht nur verpasst man dabei die „besten“ Tage, sondern erhöht auch drastisch seine Kosten durch die Kauf- und Verkaufsgebühren.

Wer jedoch monatlich einen festen Betrag in einen Investmentfonds spart, profitiert sogar von den Kursschwankungen. Steigen die Kurse, werden weniger Anteile gekauft. Bei fallenden Kursen werden mehr Anteile ins Depot gutgeschrieben. Durch diesen Effekt (Cost-Average-Effect) erzielt der Sparer über die Zeit einen durchschnittlichen Preis pro Anteil. Ein monatlicher Fondssparplan braucht also sogar einen guten Fonds mit hoher Kursschwankung (Volatilität).

Fazit:

Keine Angst vor Kursschwankungen. Mit einer durchdachten Strategie, dem richtigen Mix an Investmentfonds und einem ausreichenden Zeithorizont reduzieren wir Ihr Anlagerisiko. Damit Sie angstfrei Ihr Sparziel erreichen.


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