Technologieaktien aus USA – noch immer zu teuer?

Technologieaktien

US – Technologieaktien – Sind sie noch immer zu teuer?

Meine Antwort vorweg: Nein, es gibt weltweit teurere Branchen!

Technologieaktien waren bis zum Corona-Crash für einige Jahre die Turbos in den Aktien- und Fondsdepot. Die Kurse der Hightech-Werte kannten nur den steilen Weg nach oben. Klar, es wurde die Zukunft gehandelt. Die Umsatz- und Ertragsaussichten auf Sicht der nächsten 5 oder gar 10 Jahre erschienen gigantisch. Die tatsächlichen, aktuellen Gewinne dieser Technologieaktien interessierte bis zum März 2020 scheinbar niemanden. Hightech-Werte wurden überwiegend blind zu jedem Kurs gekauft. Jeder wollte doch dabei sein und hoffte, dass sich auch Ihr Kurs in den nächsten 6 Monaten verdoppelte. Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) dieser Technologieaktien war häufig jenseits von Gut und Böse. Viele Anleger schauen nicht einmal nach dem KGV. Wissen nicht mal, was das ist. KG… was?

Definition KGV

Das KGV kennzeichnet das Verhältnis des aktuellen Aktienkurses zum aktuellen Gewinn je Aktie und wird wie folgt berechnet:

Kurs der Aktie : Gewinn je Aktie = Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Sollte ein Aktienunternehmen einen Verlust erwirtschaften, kann kein KGV berechnet werden.

Ein KGV von 50 bedeutet demnach, dass ein Unternehmen 50 Jahre den gleichen Gewinn je Aktie erzielen müsste, um den aktuellen Kurs zu finanzieren.

Value-Aktien zeigen meist ein niedriges KGV

Nun erscheint es – so hoffe ich – für jeden verständlich, dass eine Aktiengesellschaft mit einem niedriges KGV lukrativer erscheint, als eine Firma mit einem hohen KGV. Oberflächlich betrachtet. Unter anderem sollte dabei jedoch auch das jeweilige Gewinnwachstum berücksichtigt werden.

So gibt es in manchen Branchen Firmen, die ein erfolgreiches und langjähriges Geschäftsmodel betreiben, bei dem aber überdurchschnittliche Gewinnsteigerungen gar nicht (mehr) möglich sind. Etablierte Firmen aus der Nahrungsmittelindustrie oder aus der chemischen Industrie sind häufig schon 100 Jahre und länger tätig und haben eine gewisse Marktdurchdringung längst erreicht. Auch Kosteneinsparungen werden laufend optimiert.

Denken für an Firmen wie Nestlé (KGV 2022 = 21) oder Coca-Cola (KGV 2022 = 26,2) für die Nahrungsmittel-Branche. Oder an BASF (KGV 2022 = 10,3) oder Exxon Mobile (KGV 2022 = 11,4) für die chemische Industrie.

Wenn diese Firmen ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 5 oder 10% pro Jahr ausweisen können, verkürzt sich die „Amortisationszeit des Kaufpreises“ über die wachsenden Gewinne zusätzlich. Weil solche Substanzwerte im Kursverlauf weniger Schwankungen zeigen, meist auch regelmäßig steigende Dividenden ausschütten und somit „verlässliche“ Anlagen sind, werden solche Titel als „Value-Aktien“ bezeichnet.

Growth-Aktien zeigen meist ein hohes KGV

Anders sieht das bei den bekannten Wachstumsaktien – auch Growth-Aktien genannt – aus. Das gilt eben auch für Technologieaktien. Diese Firmen existieren meist erst 20 oder 30 Jahre. Einige sind sogar deutlich jünger. Durch die sich schnell weiter entwickelnden Technologien dieser Geschäftsmodelle wachsen auch deren Gewinne deutlich schneller. Bei vielen Technologieaktien und ähnlichen Wachstumswerten sieht man nicht selten Gewinnsteigerungen von 30, 50 oder gar 100% p.a.

Bekannte Firmen wie Amazon (Gewinnwachstum 2021 = 55% / KGV 2021 = 51,5), Apple (Gewinnwachstum 2021 = 71 / KGV 2021 = 31,7), Microsoft (Gewinnwachstum 2021 = 39,8 / KGV 2021 = 41,8), die Google-Mutter Alphabet (Gewinnwachstum 2021 = 91,4 / KGV 2021 = 25,8) verdeutlichen das eindrucksvoll.

In Zeiten, in denen diese Wachstumswerte gut laufen, also schnelle Kursgewinne über einen längeren Zeitraum zeigen, werden diese Werte gern und von nahezu jedem gekauft. Selbst in Depots von Börsenneulingen sind diese Titel zu finden. Dass hoher Gewinnchancen aber auch immer hohes Schwankungsrisiko (= Volatilität) bedeutet, wird ausgeblendet. Oft aus Unwissenheit oder aber aus nackter Gier.

Regelmäßig kommt es jedoch – zum Glück für clevere Anleger – zu starken Kurskorrekturen bei diesen Werten. Entweder, weil das zuvor hochgelobte Geschäftsmodel sich dann doch als Luftnummer entpuppt oder weil plötzlich flächendeckend erkannt wird, dass der Großteil dieser Werte die zukünftigen Umsatz- und Gewinnziele dann doch niemals erreichen kann. Plötzlich will dann niemand mehr diese überbewerteten Aktien haben. Alle drücken auf den „Verkauf“-Button. Fast automatisch kommt es zum Crash in dieser Branche. Nicht selten werden – zumindest für eine kurze Zeit – auch andere Branchen mit nach unten gezogen.

Viele Anleger erinnern sich noch an das Platzen der „Dot-Com“-Blase zur Jahrtausendwende. Aber auch in der nahen Vergangenheit – mit Beginn der Corona-Pandemie zum Beispiel – besannen sich viele Anleger unisono und verkauften vorsorglich die überbewerteten Growth-Titel. Es gab ab März 2020 eine schmerzhafte Kurskorrektur bei diesen Technologieaktien. Auch wertvolle und etablierte Titel wie Amazon, Microsoft und andere gut laufende Geschäftsmodelle wurden in den Strudel mit nach unten gerissen. Auf einmal wollte niemand mehr diese Titel haben. Zu teuer sind diese Werte, hieß es. Überbewertet sind diese Werte, hieß es.

Ach!? Plötzlich? Nein, teuer und überbewertet waren dies Aktien auch schon vorher. Und wie immer, wurde nicht das eigentliche Geschäftsmodel bewertet, sondern es reichte aus, eine „Technologieaktie“ zu sein. Die müssen raus. Die sind jetzt zu explosiv. Viel zu teuer. Reines Gift.

Sorry, ich muss bei solchen Begründungen immer schmunzeln. Statt zu analysieren, ob einzelne Titel gerade jetzt – nach einer Kursreduzierung von 30 oder gar 50% – nicht gerade ganz besonders lukrativ geworden sind und zu diesen billigen Kursen sogar nachgekauft werden sollte, wird nicht nachgedacht, sondern vorschnell gehandelt. Und das leider eben meist falsch.

Selbst dann, wenn man einige wichtige Kennzahlen – wie das KGV oder auch das Gewinnwachstum –  betrachtet, kann das für sich allein ebenso in die Irre führen. Das zeigt eine aktuelle Studie sehr schön.

Sind US – Technologieaktien wirklich zu teuer?

Die Firma HQ Trust – dahinter steckt das Family Office der milliardenschweren Familie Quandt – hat sich die KGV´s der unterschiedlichen Branchen im weltweiten Vergleich einmal genauer angeschaut, um diese Frage zu beantworten.

Die folgende Grafik des HQ Trust zeigt deutlich, dass es auch in anderen Regionen der Welt Branchen gibt, die teurer sind, als die amerikanischen Technologiewerte. HQ Trust hat für die Studie die regionale Aufteilung und die Sektoren (Branchen) des Vergleichsindex MSCI ACWI zum 31.12.22 untersucht. Der „All Country World Index“ wurde genommen, da dieser alle Regionen der Welt – einschließlich der Emerging Markets – abdeckt; was nicht in jedem weltweiten Index der Fall ist.

Technologieaktien

Wir erkennen in der Grafik oben, dass z.B. die Branche aus dem Gesundheitsbereich in den Regionen Pazifik und in den Schwellenländern höhere KGV´s zeigen, als in den USA. Auch zyklische Konsumwerte sind in den Schwellenländern um einiges teurer, als die entsprechenden US-Werte. Zuletzt sind auch die Aktien der Versorger im Pazifikraum teurer als in Nordamerika.

Insgesamt und über alle Branchen sind US-Titel mit einem KGV von 19,2 zwar höher bewertet, als in den anderen Regionen der Welt. Klar wird aber auch, dass US-Titel nur in 4 der 11 Branchen ein höheres KGV zeigen, als im Rest der Welt.

Es lohnt also immer, genauer hinzuschauen. Reaktionen aufgrund von Massenpanik oder die undifferenzierte Abstrafung aller plötzlich ungeliebten Branchen im Depot, war noch nie eine gute Entscheidung. Schlauer wird man dann aber auch selten hinterher. Solche Anleger machen solche Fehler wiederholt oder gar regelmäßig.

Warum auch ein ETF auf Basis eines MSCI ACWI kein Allheilmittel ist

Die HQ Trust hat für die Analyse die Branchenzusammensetzung des MSCI ACWI betrachtet. Dieser weltweit abbildende Index gehört zu den Indizes mit der größten Zahl an berücksichtigten Aktien. Er bildet aktuell fast 3.000 Aktien aus 23 Industrieländern und 25 Schwellenländern ab. Dabei darf jedoch nicht unbeachtet bleiben, dass in diesem Index die Gewichtung einzelner Länder aber auch einzelner Firmen häufig sehr hoch ist. So sind in diesem Index allein mehr als 60% US-amerikanische Werte enthalten.

Aber auch die Gewichtung einzelner Werte ist im MSCI ACWI teilweise hoch. So machen allein die Top-5 Aktien (Apple 4,1% / Microsoft 3,5% / Alphabet 2,5% / Amazon 2,4% / Tesla 1,4%) zusammen ein Gewicht von rund 14,9% des gesamten Indexwertes aus.

So sind z.B. beim größten ETF auf den MSCI ACWI von iShares mit einem aktuellen Volumen von ca. 6,9 Milliarden US-Dollar über 1 Milliarde US-Dollar auf nur 5 Aktien konzentriert.

Eine solch hohe Gewichtung verzerrt einzelne Kennziffern natürlich. Das ist jedoch dem Umstand geschuldet, dass auch ein solch breit aufgestellter Index – und so auch ein ETF, der diesen Index nachbildet – eben nur eine begrenzte Auswahl an Titeln hat, um eine Branche oder auch eine Region der Welt abzubilden. Und doch ist diese „Klumpenbildung“ höchst riskant, was sich in einer hohen Volatilität widerspiegelt.

Doch in diesem Artikel sollte es eben um eine differenzierte Betrachtung von gern außer Acht gelassenen Details gehen und nicht um meine bekannt kritische Einstellung zu ETFs für Privatanleger.

Was ist dran an der Rotation Value > Growth > Value?

Technologieaktien

Auch die aktuelle Abkehr von Growth-Titeln und die Fokussierung auf Value-Titel ist in der Vergangenheit häufiger zu finden. Mal wurde das eine bevorzugt, mal das andere. Ich persönlich habe schon immer gern beide Alternativen in meinen Kundendepots gehabt. Meine Kunden wissen warum und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Man muss nicht immer nach dem Optimum streben. In der Kapitalanlage geht ein solches Ziel zu häufig nach hinten los.

In der obigen Grafik vergleiche ich einmal, wie sich der breite iShares ETF auf den MSCI ASCI in den letzten 5 Jahren entwickelt hat und wie dagegen gemanagte Aktienfonds aus dem Sektor Growth und Value abgeschnitten haben. Das Bild spricht wohl für sich.

Selbst die starken Kursrückgänge im Seilern World Growth im Jahr 2022 lassen diesen Fonds noch immer vor dem ETF bleiben. Noch dazu ist auch die Schwankungsbreite im Seilern Fonds noch immer geringer, als im ETF. Je länger der betrachtete Zeitraum ist, desto klarer wird der Vorsprung der TOP-Fonds.

Das der Value-Stil mit der Kurskorrektur der Growth-Werte ab Januar 2022 richtig Fahrt aufgenommen hat, zeigt der Value Fonds von Quantex deutlich. Und auch hier ist die Schwankung mehr als niedrig. Nun stellen sich die Leser bitte vor, welche Vorteile beide Fonds in einem Depot langfristig gegenüber dem weltweiten ETF haben wird. Die Grafik zeigt klar, dass die Mischung beider genannter TOP-Fonds allein schon mehr Ertrag bietet, als der ETF. Und dass bei weniger Schwankungsbreite, also weniger (Schwankungs)Risiko. Und … ein gut konzipiertes Fonds-Depot hat natürlich nicht nur 2 Fonds.

Fazit:

Meiner Meinung nach, muss kein Anleger den ständigen Wechsel von Growth zu Value zu Growth zu Value … u.s.w. mitmachen. Was für ein Aufwand. Was für ein Glückspiel hinsichtlich des bestmöglichen Timings.

Beide Stile haben ihre Berechtigung. Die Mischung machts. Sie bringt Rendite und ruhigen Schlaf. Deshalb bleiben in meinen Kundendepots weiterhin beide Stile und auch Technologieaktien (bzw. Fonds mit diesen Werten) enthalten.

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