Templeton Growth Fund wird 60 – über 42.000 % Wertzuwachs
Am 29.11.1954 hob John Templeton den ersten international anlegenden Investmentfonds der USA aus der Taufe, den heute legendären Templeton Growth Fund (WKN 971025). Seine Grundsätze für die Auswahl geeigneter Aktien waren einfach und solide und sie gelten bis heute. Er kaufte ausschließlich unterbewertete Titel. Templeton interessierten weder Wachstumsstorys noch Trends. Für ihn galten allein Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Wenn dann noch die Gewinnerwartungen für die nächsten 5 Jahre positiv erschienen, kaufte er diese Titel ins Depot. Gesucht wurden Schnäppchen, das war alles.
Am 29.11.2014 feiert der Kult-Fonds seinen 60. Geburtstag. Welche politischen und wirtschaftlichen Krisen der Fonds in seinem bewegten Leben gemeistert hat, zeigt diese Grafik:
Quelle: Bloomberg / Das Investment
Investitionen gegen den Trend
Seine Entscheidungen standen häufig gegen den Trend. Als er 1964 begann massiv japanische Aktien zu kaufen, schüttelten alle den Kopf. Immerhin war Japan zu dieser Zeit quasi noch ein Entwicklungsland und stand am Anfang seiner wirtschaftlichen Erholung nach dem 2. Weltkrieg. Als andere Investoren erkannten, wie sich Japan entwickelte und ebenfalls japanische Aktien kauften, verabschiedete sich Templeton 1974 aus Japan und verkaufte den größten Teil des Japan-Exposure. Wenn auch viel zu früh, blieb John Templeton seiner Strategie treu und trennte sich von Werten, die für ihn nicht mehr günstig erschienen. Tatsächlich begann erst 1990 für den Nippon-Index Nikkei 225 bei seinem Höchststand bei 39.000 Punkten die Talfahrt. Den Crash japanischer Aktien entging der Templeton Growth Fund vollends, wenn er auch bis dahin noch viel Profit für den Fonds hätte einfahren können.
Mark Holowesko kommt 1986
Das Fondsmanagement übergab Templeton 1986 an Mark Holowesko. Dieser folgte dem Anlagestil Templetons und überraschte seine Anleger im März 2000 mit dem Hinweis, dass der Templeton Growth Fund keinen einzigen Nasdaq-Titel enthalte.
Nasdaq: Börsenplatz und Aktienindex, in dem ausschließlich Technologiewerte gehandelt werden.
Seit 1999 war es quasi die Regel, dass High-Tech-Titel sich in wenigen Tagen verdoppelten. Titel von neu gelisteten Aktien an der Nasdaq wurden von jedem gekauft, selbst wenn nicht einmal bekannt war, was die Firma eigentlich herstellt oder welche Dienstleistung sie anbietet. Gleiches war in Deutschland am „Neuen Markt“ zu beobachten.
Holowesko wurde belächelt und verurteilt, weil er die hohen Gewinne der High-Tech-Werte für den Fonds versäumte. Im Juni 2000 zeigte Holowesko u.a. auch in Deutschland in seinen Vorträgen auf, wo das Risiko dieser hochgepushten Technologiewerte lag. In einem Vergleich von Kurs-Umsatz-Verhältnissen der Nasdaq-Titel zu Standartwerten konnte er die Zuhörer davon überzeugen, dass die Bewertungen von „Cisco Systems“, „Sun Microsystems“ oder „Lucent Technologies“ jenseits aller Realitäten lagen. Es wird berichtet, dass nach seinen Vorlesungen die Zuhörer unvermittelt ihre Wertpapierhändler anriefen um solche Werte in ihren Depots schnellstens zu verkaufen.
Holowesko behielt Recht mit der These, dass nahezu sämtliche High-Tech-Werte bis zu 90% ihres Wertes verlieren werden. Bereits im Frühjahr 2000 begannen die Kurse zu bröckeln und fielen dann ins Bodenlose. Holowesko übergab das Depotmanagement für viele überraschend im Dezember 2000 an Murdo Murchison.
Konservatives Investment lässt ruhig schlafen
Der Templeton Growth Fund blieb von dieser Katastrophe verschont und fuhr unter Murchison in den Jahren 2000 bis 2003 sogar kleine Gewinne ein, während anderswo die Anleger herbe Verluste verdauen mussten. Das brachte dem Fonds einen massiven Zulauf von Investoren und Kapital. Bis 2007 verwaltete der Fonds ca. 48 Milliarden US$ . Murdo Murchison blieb nur 7 Jahre und übergab im Dezember 2007 an Cindy Sweeting. Es gab Stimmen die Murchison vorwarfen. nicht an die alte Stärke des Templeton Growth vor seiner Amtszeit anknüpfen zu können. Obwohl er nicht viel anderes tat, als seine Vorgänger, büßte der Fonds doch an Terrain ein. Anderes weltweit anlegende Fonds liefen dem Urgestein der Investmentfonds den Rang ab.
Nach Murchison kommt Sweeting
Auch Sweeting gelang es nicht, den Templeton Growth Fund wieder in die Erfolgsspur früherer Zeit zurück zu bringen. Es schien ein Problem der Zeit zu sein, dass der solide Ansatz der „Schnäppchensuche“ gerade nicht von Erfolg gekrönt wurde. Es gab anderes Trends, die gerade mehr Performance brachten. Zusätzlich musste der Fonds auch mit der internationalen Finanzkrise fertig werden.
Norman Boersma übernimmt den Templeton Growth Fund
Nach nur 3 Jahren Amtszeit übernahm im März 2011 Norman Boersma das Fondsmanagement auf den Bahamas. Boersma arbeitet bereits seit 1991 für Templeton. Er blieb der Linie John Templetons treu – der im Jahr 2008 verstarb – und verhalf bis heute dem Fonds wieder zu besseren Performancezahlen. Bei unverändertem Analystenteam gehörte wohl auch eine Portion Glück dazu, dass Value-Titel gerade nach der Finanzkrise wieder in den Vordergrund rückten.
Wie aus € 10.000 in 60 Jahren € 4,22 Millionen werden
Die Wertentwicklung der letzten 60 Jahre verdeutlicht sehr nachhaltig, dass ein konservativer Ansatz bei der Investition in Aktien zwar einige Chancen auslässt aber hohe Renditen ermöglicht, bei denen man sogar in Krisenzeiten gut schlafen kann.
Hätte ein Anleger 1954 zur Fondsgründung einmalig umgerechnet € 10.000 in den Templeton Growth Fund investiert hätte er heute ein sagenhaftes Vermögen von rund € 4,22 Millionen. In diesen 60 Jahren erzielt der Fonds einen Wertzuwachs von 42.140 % (per 30.09.14). Vervielfachung um den Faktor 421,14 entspricht fast genau einer Rendite von 10,6 % pro Jahr.
Templeton Growth Fund EURO
Da deutsche Anleger in einem US-Fonds steuerlich benachteiligt waren, wurde im Jahr 2000 ein Kopie des US-Fonds in EURO (WKN 941034) aufgelegt. Damit konnten deutsche Fondsanleger ohne steuerliche Nachteile vom Erfolg des Original-Fonds profitieren. Das Fondsvolumen des in Euro bewerteten Fonds beläuft sich inzwischen auf über € 6,8 Milliarden und zeigt, dass die Anlagestrategie des Depotmanagements unter Boersma nach wie vor – oder inzwischen wieder- auch in Europa gefragt ist.