Die geplante Zuschussrente der Koalition gerät zunehmend unter Beschuss
(siehe „Altersarmut in der Rente – Mindestrente kommt“ vom 11.08.12)
Grundsätzlich ist das Ziel – Menschen, die ein ganzes Leben gearbeitet haben ein Alterseinkommen zu gewährleisten, dass auskömmlich ist – ehrenswert. Der Plan ist, Millionen von Rentnern mit einem Rentenanspruch bis zur Grundsicherung (Hartz-IV-Satz) einen Zuschuss zu gewähren der ein Alterseinkommen in Höhe von mindestens € 850,00 monatlich sicher stellt.
Warum aber ist die Kritik von allen Seiten so vehement und warum löst dieses Gesetzt – so es denn kommt – das Problem gar nicht ? Steuern wir in den nächsten Jahren wirklich auf eine Massenarmut bei den Rentnern zu ?
FRF Finanzmakler versucht eine Erklärung aufgrund von Fakten:
Altersarmut für Millionen Rentner ?
Es gibt einen so genannten „Eckrentner“; in der Realität kommt er allerdings höchst selten vor. Welcher Arbeitnehmer schafft es im Laufe seines Erwerbslebens schon, 45 Jahre lang immer das jeweilige Durchschnittseinkommen zu erzielen ?
Dieser Eckrentner hat bei einem regelmäßigen Durchschnittsverdienst (2012: € 2.595) über 45 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) einen Rentenanspruch in Höhe von ca. € 1.230. Dieser Wert entspricht dem Rentenniveau von 51 Prozent – der seit 2003 jährlich sinkt – des durchschnittlichen Nettogehaltes des Versicherten. Im Jahr 2030 soll ein Niveau von 43% erreicht sein; so sieht es das entsprechende Änderungsgesetz seit 2003 vor. Ob dieses Niveau überhaupt erreicht werden kann … steht zu erwarten.
Bei einem Niveau von 43% erhält unser fiktiver Eckrentner dann eine Rente in Höhe von ca. € 990,00 monatlich. Übrigens … diese Rente wird noch der Einkommenssteuer unterzogen und Beiträge für die Krankenversicherung fallen ebenso an.
Achtung: Bei allen Berechnungen wird – nicht nur von der Regierung – ständig die Wirkung der Inflation bis zum Rentenbeginn vergessen. Wie viel ist wohl die Rente bei einer Inflation von 2,5% p.a. im Jahr 2030 noch wert ? Anders gefragt: Wenn der Rentner – nach Steuer und gesetzlichem Krankenversicherungsbeitrag im Jahr 2030 ca. € 850,00 Rente auf sein Konto überwiesen bekommt, was kann er sich bis dahin davon noch leisten ? Die Inflation wirkt bis dahin noch 18 Jahre
Wer könnten am stärksten von Altersarmut betroffen sein ?
Nehmen wir doch mal offizielle Zahlen:
- aktuelle Rentenempfänger mit Minirenten (Altersrenten)
Amtliche Zahlen sprechen hier von ca. ½ Millionen Rentnern, die durchschnittlich € 688 Rente monatlich erhalten.
- Erwerbsminderungsrentner
Aktuell erhalten fast 400.000 Menschen Erwerbsminderungsrenten, die auf dem Niveau der Grundsicherung liegen.
- Hartz-IV-Empfänger
Fast 3 Millionen Menschen sind betroffen. Für diese Menschen fließen keine Beiträge mehr in die Rentenkasse.
- Geringverdiener
Etwa 8 Millionen Menschen arbeiten Teilzeit, zu Niedriglöhnen oder unregelmäßig. Dadurch werden von diesen Arbeitnehmern nur geringe Beiträge in die GRV gezahlt. Die Rentenanwartschaften werden demnach unterhalb des Hartz-IV-Satzes liegen.
Jetzt addieren wir diese Zahlen: … und kommen auf ca. 12 Millionen Menschen, die in Zukunft von der Altersarmut betroffen sein werden.
Von der Leyen spricht von Altersarmut
Unsere Arbeitsministerin Frau von der Leyen sagt öffentlich, dass junge Menschen von heute an in Vollzeit arbeiten und konstant monatlich € 2.500 brutto verdienen müssen, um eine Rente über der Grundsicherung zu erhalten. Anderenfalls bliebe nur der Weg zum Sozialamt.
Ist die Zuschussrente die Lösung des Problems ?
Die Zuschussrente soll die Rentenbezüge auf maximal € 850. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass 30 Jahre Beiträge eingezahlt wurden (ab 2023 – 35 Jahre). Weiterhin muss bei Rentenbeginn ab 2019 mindestens fünf Jahre eine private oder betriebliche Altersvorsorge betrieben worden sein. Bei Rentenbeginn ab 2049 müssen für die Zuschussrente 35 Jahre privat oder betrieblich für das Alter vorgesorgt worden sein. Im Gegenzug sollen diese Vorsorgerenten nicht auf die gesetzliche Rente (einschließlich Zuschussrente) angerechnet werden.
Frau von der Leyen lässt verlauten, dass 2030 etwa 1,4 Millionen Menschen von der Zuschussrente profitieren werden. Das wären also bestenfalls ca. 12% der betroffenen Menschen.
Unser Fazit:
Die Zuschussrente in der geplanten Form wird keine Lösung gegen Altersarmut sein
- Wirkung zu gering
Wenn auch ein kleiner Teil der Betroffenen Menschen ein kleine Hilfe durch die Zuschussrente erhalten werden, so bleiben fast 10 Millionen Rentner weiterhin auf Hartz-IV angewiesen.
- Ungerechtes System
Das Solidarprinzip – der Eckpfeiler der gesetzlichen Rentenversicherung – wird ausgehebelt. Nicht mehr die eingezahlten Beiträge bestimmen die Rentenbezüge, sondern die Bedürftigkeit. Ein Schlag ins Gesicht aller Arbeitnehmer,die sich z.B. € 1.000 Rente durch jahrzehntelange Arbeit selbst erarbeitet haben.
- Zugangshürden zu hoch
Die Arbeitnehmer werden gezwungen private Altersvorsorge zu betreiben. Selbstverständlich ist die private Altersvorsorge unerlässlich und immer anzuraten. Nur … hier geht es um Menschen, die meist zu wenig Einkommen erzielen, um davon noch einen sinnvollen Betrag in eine private Altersvorsorge zu investieren. Diesen Menschen sind bereits € 50,00 monatlich dafür zu viel.
- Verlagerung des Problems
Die Zuschussrente wird aus Steuergeldern finanziert. Im Gegenzug sollen Kosten zur Grundsicherung eingespart werden, die aber auch aus Steuergeldern finanziert wird. Eine Entlastung des Staatshaushalts findet also gar nicht statt. Es wird nur Steuergeld von der einen Tasche in die andere Tasche transferiert … und am Ende doch ausgegeben.
Ein Täuschungsmanöver, ein Taschenspielertrick, den wir aus der Politik bereits gewohnt sind. Auch Ursula von der Leyen stochert – trotz aller interlektueller Fähigkeiten – im Nebel der dringenden Lösungen.
Foto: altersarmut+ID442938+Lizenzkauf+Copyright-balzer-le-photosLiebe Frau Ministerin, in Anerkennung Ihrer ehrenhaften Absichten rufen wir Ihnen warnend zu: „Auch auf einem lobenswertem Weg, kann man in die falsche Richtung laufen !“